JaS Handbuch

IV. Schwerpunkte, Übergänge und Schnittstellen JaS-Handbuch 113 Da die Lehrkräfte täglich mit den jungen Menschen im Klassenverbund arbeiten, sind sie auch oftmals die Ersten, die Hinweise und/oder Anhaltspunkte für eine Gefährdung des Kindeswohles wahrnehmen und/oder beobachten. Die Schulleitung ist dabei die erste Anlaufstelle für die Lehrkräfte. Mit ihr treffen die Lehrkräfte die Entscheidungen für das weitere Vorgehen, wie mit den Hinweisen und Anhaltspunkten umzugehen ist (Wichtig: gesondertes Meldeverfahren der Schule bei gewichtigen Anhaltspunkten für eine Kindeswohlgefährdung). Da die Meldewege für eine Kindeswohlgefährdung sich bei Schule und Jugendhilfe unterscheiden, braucht es genau an dieser Schnittstelle einen besonders sorgsamen Umgang mit dem weiteren Verfahren.55 In der Regel ist es so, dass die JaS-Fachkräfte bei der Wahrnehmung gewichtiger Anhaltspunkte einer Kindeswohlgefährdung durch die Lehrkräfte nach Rücksprach mit der Schulleitung in das weitere Vorgehen mit eingebunden werden. Schule kann für einige junge Menschen belastend und überfordernd sein. Gerade in der Grundschule reagieren Kinder oftmals mit Stressreaktionen, z.B. wenn sie das Gefühl haben, dass sie den schulischen Leistungsanforderungen nicht gewachsen sind und der Druck dadurch auf sie zu groß wird. Anzeichen für Überforderungen und den dadurch ausgelösten Schulstress sind häufig Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Essstörungen wie Appetitlosigkeit oder auch übermäßiges Essen, Konzentrationsprobleme, plötzliches Absacken der schulischen Leistungen, Alpträume, Veränderung im Verhalten wie sozialer Rückzug, vermindertes Selbstwertgefühl und aggressives oder depressives Verhalten.56 An der Schnittstelle JaS/Lehrkräfte ist es von Bedeutung in diesen Fällen abzuklären, welche Möglichkeiten der Förderung und Unterstützung der jungen Menschen es vonseiten der Schule (z.B. Förderunterricht, Lernplan, Nachhilfe etc.) gibt und sollten diese nicht zielführend bzw. ausreichend sein, welche Unterstützungsmöglichkeiten vonseiten der JaS-Fachkraft geleistet werden können oder an wen diese die jungen Menschen und/oder deren Eltern vermitteln können. Auch schulinterne Hilfesysteme können in diesen Fällen oftmals gewinnbringend mit einbezogen werden. An dieser Stelle seien die Staatl. Schulberatungsstellen, der Mobile Sonderpädagogische Dienst (MSD), die Beratungslehrkräfte und der Schulpsychologische Dienst genannt, auf die im Folgenden noch gesondert eingegangen wird. Die Bedeutung von schulabsentem Verhalten ist viele Jahre unterschätzt worden. Hohe Fehlquoten führen häufig dazu, dass junge Menschen die Schule nicht erfolgreich abschließen, oder bei mehrfachen Wiederholungen die Schulpflicht schon nach der 7. oder 8. Klasse erfüllt haben und die Schule bereits zu diesem Zeitpunkt verlassen. Solche Jugendliche gehören nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Hochrisikogruppe im Hinblick auf spätere Straffälligkeit, Arbeitslosigkeit und Armut sowie gesundheitliche Probleme. Schulversäumnisse stellen somit eine Herausforderung für Eltern, Schule und Jugendhilfe dar. An der Schnittstelle JaS/Lehrkräfte bedarf es aus diesem Grund klarer Absprachen und Handlungsstrategien, wie mit jungen Menschen, die schulabsentes Verhalten zeigen, umzugehen ist und wo die Grenzen des jeweiligen Systems erreicht werden und welche weiteren Hilfesysteme in diesen Fällen angesprochen und eingeschaltet werden. Das Risiko „durch das Netz zu fallen“ ist gerade bei schulabsentem Verhalten besonders groß. Deshalb braucht es an dieser Schnittstelle eine klare und partnerschaftliche Kommunikationsstruktur zwischen den JaS-Fachkräften und den Lehrkräften. Dies beinhaltet auch, dass sich die Kooperationspartnerinnen bzw. Kooperationspartner gegenseitig frühzeitig bei wahrzunehmenden schulabsentem Verhalten einzelner Schülerinnen und Schüler informieren und abstimmen. Schwierige Elterngespräche bedürfen besonderer Maßnahmen und einer intensiven Vor- und Nachbereitung. Gerade an der Schnittstelle JaS/Lehrkräfte ist dies ein häufiges Thema, das gemeinsames Handeln erfordert oder je nach Zielsetzung auch in den einzelnen Disziplinen (Handlungsfeld JaS/ Handlungsfeld Schule) bespielt wird. Krisen erfordern schnelles und konsequentes Handeln und klar definierte Zuständigkeiten. Dabei ist für die JaS-Fachkräfte entscheidend, ob der Auftrag zu Handeln in ihr Spektrum oder eher in das der Schule fällt (Auftragsklärung!). Bei akuten Krisen verschwimmen diese Grenzen aber häufig. Daher müssen zu Beginn der Tätigkeit der JaS-Fachkraft die Zuständigkeiten gerade in Krisen mit allen Beteiligten geklärt und definiert werden. Bei Krisen ist die Schnittstelle JaS/Lehrkraft von großer Bedeutung. 55 Vgl. Kap.III.1.10 Vorgehenspflichten der Schule bei Bekanntwerden gewichtiger Anhaltspunkte 56 Vgl. Bayerischer Erziehungsratgeber/Schulstress baer.bayern.de Kindeswohlgefährdung Überforderung der jungen Menschen Schulabsentismus Elterngespräche Krisen

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