III. Die Tätigkeit als JaS-Fachkraft – die Praxis JaS-Handbuch 53 Folgender Fragenkatalog ist dabei zur Klärung bei Beratung im interkulturellen Kontext hilfreich: Woher kommt die bzw. der Jugendliche? Aus welchem Elternhaus? Welche Normen und Werte herrschen dort vor? Welche Sprache wird gesprochen? Wie sieht und erlebt sich die/der Jugendliche selbst? Mit welchen Rollenzuschreibungen hat sie/ er zu kämpfen? Welche Werte sind für die/den Jugendliche/n wichtig? Wo gibt es Spannungen zwischen ihrer/ seiner Lebenshaltung und der ihrer/seiner Eltern? Welche Erfahrungen hat sie/er gesammelt? Welche Kenntnisse und Fähigkeiten bringt sie/er mit? Auf welche Stärken kann sie/er zurückgreifen? Welche Ressourcen liegen in der Familie? Bei welchen Problemen können zuwanderungsspezifische Faktoren maßgeblich sein (z. B. aufgrund von Scham wegen sprachlicher Defizite, die dann wiederum ursächlich für schulabsentes Verhalten sind)? Durch den Fragenkatalog werden die Lebensumstände dieser jungen Menschen aus verschieden Perspektiven beleuchtet, um zu vermeiden, dass bei Problemen vorschnell oder ausschließlich auf gängige, mit der Herkunftskultur verbundene Zuschreibungen oder auf Kulturkonflikte als Erklärungsmuster zurückgegriffen wird. Die interkulturelle Kompetenz der JaS-Fachkräfte steht in der Arbeit mit jungen Migrantinnen und Migranten im Vordergrund. Um die Verhaltensweisen der jungen Menschen besser interpretieren und einschätzen zu können, ist das Wissen um Rollen, Regeln, Normen und Werte der unterschiedlichen Kulturen bedeutsam. Spezifische Fortbildungen zur interkulturellen Kompetenz werden vom ZBFS-Bayerisches Landesjugendamt angeboten. Gerade der Elternarbeit kommt im Kontext der Arbeit mit jungen Migrantinnen und Migranten eine große Bedeutung zu. In jungen Jahren werden Schul- und Berufswege in erster Linie von den Eltern geprägt und bestimmt. In der Regel sind diese auch die wichtigsten Vorbilder und Ratgeber in der Übergangsphase von der Schule zum Beruf. Aufgrund sprachlicher Barrieren und mangelnder Kenntnis des Schul- und Ausbildungssystems entstehen oftmals Informationsdefizite, die sich massiv auf die Perspektiven der jungen Menschen auswirken. Aus diesem Grund müssen die Eltern nicht nur, aber auch von jungen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte so früh als möglich und nicht erst bei der Frage der Berufswahl für genau diese Thematik sensibilisiert werden. In manchen traditionellen Migrantenmilieus ist die elterliche Gewaltanwendung noch ein häufig akzeptiertes und gängiges Erziehungsmittel. Diese Erziehungspraktiken aufzugeben und sich auf die gewaltfreie Erziehung der eigenen Kinder einzulassen ist für diese Eltern ein oft langfristiger Lernprozess, bei dem sie auf Unterstützung und Hilfe angewiesen sind. Interkulturelle Elternarbeit fordert die JaS-Fachkräfte und bedarf der kontinuierlichen Fortbildung in diesem Bereich. Gerade vor dem Hintergrund der Gewaltanwendung zur Erziehung der Kinder und Jugendlichen ist die interkulturelle Elternarbeit auch ein Schlüssel zur Gewaltprävention. Gelingt es der JaS Akzeptanz, Kooperationsbereitschaft und Mitarbeit zu erreichen, können spezifische Angebote den Integrationsprozess erheblich fördern. Nachfolgend einige Beispiele spezifischer Leistungen für Eltern mit Zuwanderungsgeschichte: Hausbesuche Sozialpädagogische Gruppenarbeit (z. B. Gruppe für Kinder und Jugendliche mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) in Kooperation mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie) Vermittlung in regionale Elternbildungsmaßnahmen, z.B. moderierte Elterntreffen zu medienpädagogischen und erzieherischen Fragen des Projekts ELTERNTALK, Bereitstellung von muttersprachlichen Materialien des Jugendamtes (z.B. Elternbriefe in der jeweiligen Sprache), regelmäßige Informationen, um die Eltern am Schulgeschehen teilhaben zu lassen und auch das Vertrauen der Eltern zu gewinnen, Vermittlung von Unterstützung für Familien mit Zuwanderungsgeschichte in spezifischen Situationen (z. B. Behördengänge). Fragenkatalog -konkret In Kooperation mit den Erziehungsberatungsstellen und/ oder dem ASD bieten die JaS-Fachkräfte oftmals Elternkurse für gewalttätige Eltern im Kontext der Gewaltprävention an.
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