III. Die Tätigkeit als JaS-Fachkraft – die Praxis JaS-Handbuch 55 III.1.5 Elternarbeit Die Elternarbeit gehört zu den Kernbausteinen der JaS. Die Rolle der Eltern ist maßgeblich bei der Erziehung der jungen Menschen und daher sind sie stets zu berücksichtigen und von den JaS-Fachkräften entsprechend der jeweiligen Situation aktiv in den Beratungsprozess mit einzubeziehen. Berücksichtigt werden muss dabei aber auch die Beratungsmündigkeit des jungen Menschen in Abhängigkeit des Gegenstands der Beratung und seiner Reife. Zu berücksichtigen sind dabei auch der Datenschutz und der § 8 SGB VIII. Zu Beginn der Schullaufbahn der jungen Menschen sind die Eltern meist noch motiviert, ihre Kinder aktiv zu begleiten und offen für Angebote von Seiten der Schule zur Mitarbeit. Häufig nimmt dieses Engagement jedoch deutlich und kontinuierlich im Laufe der schulischen Entwicklung ab. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Bedeutung von Bildung und erfolgreichem Schulabschluss wird aufgrund des eigenen Bildungsweges und/oder des kulturellen Kontextes nicht erkannt. Der Familienalltag ist von erheblichen Belastungen gekennzeichnet (Konflikte und gescheiterte Beziehungen, Alleinerziehende, Versorgung pflegebedürftiger Angehöriger, Arbeitslosigkeit, Mehrfachbeschäftigung im Niedriglohnbereich, ungünstige Arbeitszeiten, Armut, Drogen- und Alkoholmissbrauch, psychische Erkrankungen, Gewaltprobleme etc.). Schlechte Erfahrungen der Eltern mit Schule und Gesellschaft führen zu verunsicherten, resignativen, frustrierten und ablehnenden Haltungen gegenüber der Schule. Praktische Hindernisse wie Zeitmangel, Verpflichtungen am Arbeitsplatz, Betreuung von Kleinkindern oder fehlende Fahrmöglichkeiten erschweren den Kontakt zur Schule. Bei der Elternarbeit gilt das Prinzip der Offenheit, des respektvollen Umgangs miteinander und der verständnisvollen Haltung. Die Wertschätzung der jeweiligen Familienstruktur steht dabei im Vordergrund und prägt somit maßgeblich die Elternarbeit. Die Zugänge zur Beratung der JaS sind dabei von beiden Seiten möglich. Zum einen können sich die Eltern ratsuchend an die JaS-Fachkraft wenden, zum anderen hat die JaS die Aufgabe, aktiv auf die Eltern zuzugehen, sobald sie das Gespräch mit den Eltern für erforderlich hält oder aber Probleme (z. B. Tendenzen zu Schulabsentismus, auffälliges Verhalten des jungen Menschen etc.) bei einer Schülerin/einem Schüler auffallen oder vermutet werden. Da die Eltern jeweils unterschiedliche Lebensrealitäten haben, wie z. B. die Schichtarbeit, sind diese zu berücksichtigen und ggf. Termine zur Beratung früh morgens oder abends an der Schule anzubieten. Der Hausbesuch stellt dabei eine Alternative zur Beratung an der Schule dar, dem gerade bei Familien mit Zuwanderungsgeschichte eine besondere Bedeutung zugutekommt. Sind die ASDs der Jugendämter bereits in einer Familie tätig, sind Absprachen unter Berücksichtigung des Datenschutzes und der Schweigepflicht erforderlich. Die Zusammenarbeit zwischen dem ASD und der JaS sollte bereits im Hilfeplangespräch mit allen Beteiligten vereinbart werden. Da für viele Eltern die JaS gerade, aber nicht ausschließlich in der Grundschule ein neues Angebot ist, muss das Beratungsangebot der JaS in der Elternschaft erst bekannt gemacht werden. Dies muss geschehen über einen aussagekräftigen Hinweis auf den Informationstafeln der Schule, bei Einladungen zu allgemeinen Elternabenden sowie durch die Darstellung des Jugendhilfeangebots JaS auf der Homepage der Schule. Vor allem die persönliche Ansprache der Eltern und dem damit einhergehenden Vorstellen der Leistungen und der Angebotsstruktur der JaS kommt besondere Bedeutung zu. Migrationsspezifische Erfordernisse sind zu berücksichtigen wie z.B. durch muttersprachliche Übersetzungen des JaS-Flyers oder des Hinweisschildes auf die JaS in der Schule. Generell wird durch die Öffentlichkeitsarbeit der JaS, wie durch Veröffentlichungen in den regionalen Zeitungen (z B. bei Abschluss eines erfolgreichen Projekts) der Bekanntheitsgrad des Profils der JaS in der Elternschaft gesteigert. Zum Angebotsspektrum der JaS in der Elternarbeit gehören: Die Beratung, der Hausbesuch, die Vermittlung und Begleitung des Kontakts mit Lehrkräften, die Vermittlung und Begleitung des Kontakts mit dem ASD des Jugendamts oder anderen Stellen, insbesondere den Erziehungsberatungsstellen, Das Prinzip Lebensrealitäten Bekanntheit der steigern! Angebotsspektrum Elternarbeit
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