III. Die Tätigkeit als JaS-Fachkraft – die Praxis 62 JaS-Handbuch In der Arbeit mit jungen Menschen, die Gewalt an der Schule, im außerschulischen oder innerfamiliären Bereich erfahren haben oder ihr ausgesetzt waren, bedarf es einer sehr sensiblen und gut abgestimmten Vorgehensweise mit allen relevanten Kooperationspartnerinnen und -partnern, sowohl im innerschulischen als auch im außerschulischen Bereich. Dazu braucht es klare Absprachen und Vereinbarungen, die schon im Vorfeld mit der Schulleitung, den Lehrkräften, den JaS-Fachkräften und den JaS-Trägern getroffen werden müssen. Auch die regionalen Fachberatungsstellen zum Thema Gewalt müssen frühzeitig mit eingebunden werden.17 Die Initiative GEWALT LOS WERDEN – Bayern gegen Gewalt bietet den JaS-Fachkräften aber auch den jungen Menschen und/oder deren Eltern eine umfangreiche Datenbank, mit der schnell und einfach die passende regionale Anlaufstelle zur Beratung und Hilfe bei Gewalt gefunden werden kann. Kooperationspartnerinnen und -partner sowie bedeutende Schnittstellen18 im Kontext JaS und Gewalt: ASD im Jugendamt, Erziehungsberatungsstelle, Fachberatungsstellen mit Expertise zum Thema Gewalt, Polizei bzw. Jugendkontaktbeamte, Kinder- und Jugendpsychiatrie bzw. Kinder- und Jugendpsychiatrische Institutsambulanzen, Schulleitung, Schulpsychologischer Dienst, Mobiler Sonderpädagogischer Dienst, Schulaufsicht, Beratungslehrkräfte, Ggf. Elternbeirat, KIBBS. III.1.8 Schulabsentismus (passiv und aktiv) Schulabsentismus ist eine Begrifflichkeit die, da sie sehr jung ist, einer Begriffsklärung bedarf. „Unter den Oberbegriff schulabsentes Verhalten fallen alle Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen, die eine Beziehungsstörung der Schülerinnen und Schüler zur Schule und umgekehrt bezeichnen, die dazu führen, dass die Kinder und Jugendlichen nicht mehr regelmäßig an der Schule und dem Unterricht teilnehmen.“ (Müller-Bungert, 2019). Schulversäumnisse durch Schulabsentismus werden oft als Schulvermeidung, Schulverweigerung, Schulschwänzen, Schulmüdigkeit etc. bezeichnet. Die Bedeutung und Auswirkungen des Schulabsentismus wurden über viele Jahre unterschätzt. Die Begrifflichkeit des Schulabsentismus inkludiert alle genannten Formen des Schulversäumnis und untergliedert dieses nochmals in drei Typen. Generell wird unterschieden zwischen aktivem, passivem und verdecktem Schulabsentismus. Darüber hinaus kann es aber durchaus im Einzelfall Misch- oder Sonderformen geben. Unentschuldigtes, gelegentliches, wiederholtes, regelmäßiges und dauerhaftes Fehlen im Unterricht charakterisiert den aktiven Schulabsentismus, also das proaktive Verhalten der jungen Menschen. Darunter versteht man aber ebenso dysfunktionales Unterrichtsverhalten von anwesenden Schülerinnen und Schülern, die den Unterricht regelmäßig, durchgehend, offen und aktiv stören und sich in keinerlei Form am Unterricht beteiligen (vgl. Müller-Bungert, 2019). Der aktive Schulabsentismus ist für die Fach- und Lehrkräfte vermeintlich am einfachsten zu erkennen, wobei der Sozialpädagogischen Diagnose und des Erhellens der Hintergründe des Fernbleibens von der Schule eine bedeutende Rolle zugutekommt. Beim passiven Schulabsentismus kommen die Schülerinnen und Schüler zwar in die Schule, nehmen aber nicht aktiv am Unterricht oder an schulischen Veranstaltungen teil. Sie ziehen sich zurück, es findet also eine innere Emigration statt. Oft werden diese jungen Menschen als ruhig und zurückhaltend wahrgenommen und die eigentliche Problemstellung wird dadurch übersehen (vgl. Müller-Bungert, 2019). Vielfach werden diese jungen Menschen als leistungsschwach oder verweigernd abgetan und der passive Schulabsentismus wird somit nicht erkannt. 17 Siehe dazu Kap. III.1.13 Netzwerkarbeit 18 Siehe dazu Kap. IV.3 Schnittstellen System Schule und Kap. IV.4. Schnittstellen System Jugendhilfe GEWALT LOS WERDEN – Bayern gegen Gewalt Schnittstellen und Kooperationen System Jugendhilfe und andere System Schule Begriffsbestimmung Aktiver Schulabsentismus Passiver Schulabsentismus
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