MB_1_2019
14 I N F O DA S B E R A T UNG S S P E K T R UM I M R AHME N D E R K I ND E R - UND J UG E NDH I L F E EHE - , FAMI L I EN - UND L EBENS - BERATUNGSS T E L L EN 1. Einleitung Ehe-, Partnerschafts-, Familien- und Lebensberatung in freier Trägerschaft bildet seit Jahrzehnten neben der Erwachsenenpsychiatrie, den Sozialpsychiatrischen Diensten und der ambulanten und stationären Psycho- therapie ein wesentliches Standbein der psychosozia- len Versorgung von Erwachsenen, die für Kinder und Jugendliche Sorge tragen. Träger der bayerischen Be- ratungsstellen sind die Katholische Kirche, die Träger des Diakonischen Werks Bayern, die Profamilia Bayern und in geringem Umfang die Arbeiterwohlfahrt. Das Angebot wird in Bayern zu einem erheblichen Anteil von den Trägern, über einen Zuschuss des Freistaats und sehr unterschiedlich ausfallende Zuschüssen der Kommunen sowie durch Spenden oder Kostenbeteili- gungen von Klienten finanziert. Im Freistaat Bayern wird das Beratungsangebot trägerübergreifend vom Landesarbeitskreis für Ehe-, Partnerschafts-, Familien- und Lebensberatung (LAK-EPFLB) Bayern fachpolitisch vertreten. Die Träger, der LAK-EPFLB und auch bun- desweite Kooperationsformen, gewährleisten eine so- lide Qualitätssicherung mit spezifischer Ausbildung, Fortbildung und Supervision. Es kommen Methoden der Veränderung von Verhalten, Kognition und Emoti- onsregulierung zum Einsatz, die wissenschaftlich gut evaluiert sind und auch im Rahmen der anerkannten Psychotherapieverfahren Anwendung finden. An den bayerischen Ehe-, Partnerschafts-, Familien- und Le- bensberatungsstellen (EPFLB-Stellen) werden jährlich in 26.500 Fällen rund 38.000 Ratsuchende im Gesamt- umfang von 150.000 Beratungsstunden betreut. Hinzu kommen präventive Angebote in Form von Vorträgen und Gruppenangeboten (Landesarbeitskreis Ehe-, Part- nerschafts-, Familien- und Lebensberatung Bayern 2018). Ausgangspunkt und Gegenstand einer Beratung an EPFLB-Stellen ist in aller Regel eine Beziehungsproble- matik erwachsener Klienten. Darin unterscheidet sie sich von der psychologischen Beratung an Beratungs- stellen für Eltern, Kinder und Jugendliche, bei der die Anmeldung in aller Regel aufgrund von Problemen von Kindern oder im Zusammenleben mit Kindern er- folgt. Daher sind auch die statistische Falldefinition und die Dokumentation der EPFLB-Stellen an erwach- sene Klienten oder Paare gebunden bzw. auf diese aus- gerichtet. Auf diagnostische, pädagogische oder psychotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugend- lichen sind die räumliche und materielle Ausstattung von EPFLB-Stellen und die Aus- und Fortbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht ausgelegt. An- ders als bei der Betreuung durch Sozialpsychiatrische Dienste oder in der stationären und ambulanten Psy- chotherapie muss für eine Anmeldung an einer EPFLB- Stelle keine psychiatrische Diagnose vorliegen oder feststellbar sein. Erfahrungsgemäß unterscheiden Rat- suchende die verschiedenen Beratungsangebote treff- sicher. Die seltenen Fehlanmeldungen können meist schon in einem telefonischen Erstkontakt geklärt wer- den. Obwohl die Probleme von Kindern nicht der Anlass für die Beratung sind und auch nicht im Vordergrund ste- hen, leben doch in ungefähr zwei Drittel der Beratungs- fälle Kinder oder junge Erwachsene im Haushalt der Ratsuchenden, die häufig von den Problemen der Er- wachsenen betroffen sind. In diesen Fällen handelt es sich regelmäßig um Beratungsleistungen, die unter § 17 oder § 18 des SGB VIII fallen. Im Folgenden wird das Beratungsspektrum der bayerischen Ehe-, Partner- schafts-, Familien- und Lebensberatungsstellen im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe beschrieben. 2. Beratung für Paare mit Kindern Beratung bei Problemen in der Partnerschaft ist keine Leistung der Krankenkassen. Daher gibt es für Einzelne und Paare mit partnerschaftlichen Problemen auch keine in Umfang und institutionalisierter Qualitätssi- cherung bedeutsame Alternative zum Angebot der EPFLB-Stellen. Im Haushalt von Paaren lebende Kin- der, Jugendliche und junge Erwachsene können in MITTEILUNGSBLATT 01-2019
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