Mitteilungsblatt 1/2020

M I T T E I L U N G S B L A T T 01-2020 07 I N F O Mit welchen jugendkulturellen Themen be- fasst sich der Jugendschutz? Die meisten Veröffentlichungen zum Thema der Jugend- kulturen und Jugendschutz sind den Bereichen rechter Orientierung bis Extremismus, Gewalt sowie radikalen Szenen zuzuordnen. Gefolgt werden diese von den Themen Drogen, insbesondere Ecstasy. Mit Szenen allgemein, Straßenkindern, Punk und Skinhead, Rap und Türkische Disko sind weitere Themen relevant. 1 Grundlagen zum Thema Jugend Der Begriff Jugend verweist auf einen altersspezifi- schen Zeitraum, der eine Reifephase mit eigenen Ent- wicklungsaufgaben bzw. Kernherausforderungen sowie eine juristische Abgrenzung zu andern Lebensphasen beinhaltet. In Studien über diese Phase werden un- terschiedliche Altersspannen betrachtet, womit eine Gegenüberstellung der Aussagen schwierig wird. Meist werden die Auseinandersetzungen mit den gesellschaft- lichen Bedingungen des Aufwachsens und dem Span- nungsverhältnis der gesellschaftlichen Erwartungshal- tung thematisiert. Die Phase der Jugend wird stark mit den körperlichen Veränderungen, der Pubertät, in Verbindung gebracht. Diese ist gekennzeichnet mit der Umformung des Körpers und der steten Neuausrichtung des Körperbe- wusstseins. Neuronale und hormonelle Veränderungen sind von zentraler Bedeutung. Die geschlechtliche Iden- tität und sexuelle Orientierung stehen im Zusammen- hang mit Rollenerwartungen und damit geschlechtsa- däquater Handlungsweisen. Aus dem Englischen wird daher der Begriff Geschlecht in Gender und Sex über- tragen, um die Differenzierung von biologischem und sozialem Geschlecht zu verdeutlichen. So sind Rollen- zuschreibungen an Mädchen und Jungen immer noch existent. Jungen werden das Aushalten von Schmerzen, Stärke, Tapferkeit und Rationalität zugeschrieben und sie machen Sozialisationserfahrungen, die ihre Gren- zen durch Abhärtung, Schmerzen, Extremerfahrungen und gewaltförmige Berührungen markieren. Mädchen werden Emotionalität, Schwäche, Schönheit zugeschrie- ben und sie entwickeln dialogische und kommunikative Strategien zur sozialen Anerkennung 2 . Diese Zuschrei- bungen bedingen geschlechtsspezifische Umgangsfor- men mit dem Körper. Dies ist z.B. bei dem Gebrauch von Medikamenten sichtbar. Medial propagierte Bilder von idealen Körpern, Konkur- renz und gestiegener Anpassungsdruck sind ursächlich, dass Körper noch nie (jenseits der Arbeit) so leistungs- bezogen perfektioniert, modelliert und manipuliert waren wie heute. 3 Jugend vs. Jugenden, Veränderungen der Lebensphase Im 13. Kinder- und Jugendbericht (2009) 4 werden für die 12- bis 18-Jährigen noch Entwicklungsaufgaben be- nannt. Diese sind: den Körper spüren, Grenzen suchen und die eigene Identität finden. Im gleichen Jahr stellt J U G E N D S C H U T Z JUGENDKULTUREN BZW. JUGENDSZENEN UND IHRE BEDEUTUNG FÜR DEN JUGENDSCHUTZ Welche Relevanz Jugendszenen und Jugendkulturen für den Jugendschutz haben ist nicht expliziert erforscht, obwohl seit über 100 Jahren Jugendkulturen diskutiert werden. Dabei haben Jugendszenen für die Entwicklung und Sozialisation von Minderjährigen eine stetig steigende Bedeutung. Im folgenden Text sind Grundlagen zum Thema Jugend und der Veränderung der Jugendphase kurz umrissen. Darauf aufbauend wird die stetig steigende Bedeutung von Jugendkulturen und -szenen, als Strategie zur Lebensbewäl- tigung, zusammengefasst sowie riskante Verhaltensweisen zugeordnet. Die Relevanz für den Jugendschutz und mögliche Handlungsfelder schließen den Text ab. 1 Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen. www.jugendschutz.net (zuletzt aufgerufen am 10.10.2019); 2 Helfferich; 3 Ferchhoff; 4 13. Kinder- und Jugendbericht

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