Zentrum Bayern Familie und Soziales Bayerisches Landesjugendamt 0 202 1 2 Grußwort: Jubiläen 2022 THEMA 03 Positionspapier BUNDI: Wir brauchen eine Politik, die sich was traut! BERICHTE 08 Bayerische Anlauf- und Beratungsstelle der Stiftung Anerkennung und Hilfe 11 Familien-, Umfeld- und Elternberatung zu Rechtsextremismus (F.U.E.R.) Info 16 30 Jahre Mitteilungsblatt 18 Kein Vergabeverfahren bei Jugendhilfe- Leistungen der Schulsozialarbeit bzw. Jugendsozialarbeit 19 Umsetzung des neu eingeführten § 38 SGB VIII Auslandsmaßnahmen 25 Sechsteilige Video-Reihe der BAGLJÄ 27 Personalia 27 Zu guter Letzt
M I T T E I L U N G S B L A T T 0 1 - 2 0 2 2 2 G R U S S W O R T JUBILÄEN 2022 T H E M A H A N S R E I N F E L D E R Liebe Leserinnen und Leser des Mitteilungsblatts, wir alle leben in schweren Zeiten, die uns bis an die Belastungsgrenze und darüber hinaus fordern. Nun be gleitet uns die Corona-Pandemie schon das dritte Jahr und leider steht zusätzlich die friedliche Weltordnung in Europa aufgrund des aktuellen Krieges auf einem harten Prüfstand. Unsere Gedanken sind bei den Menschen, die gerade eine Situation erleben, die wir uns für nie manden wünschen. - - Dennoch möchte ich den Augenblick nutzen, um Ihnen, als aktive Gestalterinnen und Gestalter der Kinder- und Jugendhilfe, für Ihre wichtige Arbeit in diesen Zeiten zu danken. Zusätzlich möchte ich Sie auf einige Jubiläen aufmerksam machen, die uns im Jahr 2022 erwarten. Beginnen möchte ich mit dem 30-jährigen Geburtstag dieser Publikation. Mit der ersten Ausgabe des Mit teilungsblatts im Jahr 1992 startete das Druckwerk als eigenständige Veröffentlichung des Bayerischen Landesjugendamts. Es löste damit die Informationen aus dem Landesjugendamt als Beilage der Bayerischen Wohlfahrtsblätter ab. Im Laufe der Jahre kam es zu einigen gestalterischen Anpassungen, die wir Ihnen in dieser Ausgabe noch einmal zusammengestellt haben. Das Ziel unserer Publikation – ein Informationsblatt für die Weiterentwicklung der Jugendhilfe zu sein sowie wertvolle und anregende Hinweise für die Praktikerin nen und Praktiker vor Ort zu bieten – haben wir dabei immer fest im Auge behalten. Und das, so unser Ver sprechen, bleibt auch so. - - - Lassen Sie uns jetzt noch einen Blick auf die weiteren Jahrestage 2022 werfen: Das Landesjugendamt Bayern feiert dieses Jahr sein 45-jähriges Bestehen als eigenständig verfasste Dienststelle im Geschäftsbereich des Familienministeriums. Und last but not least wird der Vorläufer des Kinder- und Jugendhilferechts, das Reichs jugendwohlfahrtsgesetz, 100 Jahre alt. Mit dessen Inkrafttreten wurde der Grundstein für die Jugendämter, genauso wie die Landesjugendämter und deren zweitei lige Ausgestaltung, gelegt. - - Wir werden auf diese Jubiläen im Laufe des Jahres noch gesondert eingehen. Lassen Sie sich überraschen! Herzliche Grüße, Ihr Hans Reinfelder
M I T T E I L U N G S B L A T T 0 1 - 2 0 2 2 3 T H E M A Wir brauchen eine Politik, die sich was traut! Es braucht auch in Coronazeiten endlich eine jugendgerechte Politik! Das Bundesnetzwerk der Interessenvertretungen junger Menschen in der Kinder- und Jugendhilfe (BUNDI) fordert dazu auf, die Rechte von jungen Menschen in der Corona Pandemie zu achten und umzusetzen. 1. Solidarität ist keine Einbahnstraße–lasst euch impfen! Wir Kinder und Jugendliche müssen seit Beginn der Pandemie auf vieles verzichten, was unser Leben ausmacht und zur Entwicklung von jungen Menschen dazu gehört. Wir durften keine Freund*innen mehr treffen, nicht mehr in Sportvereinen aktiv sein oder andere Freizeiteinrichtungen besuchen und auch die Schule wurde zu gemacht. Das haben wir alles mitgemacht, da die Kontaktbeschränkung das einzige Mittel war, um die Ausbreitung des Corona Virus einzudämmen und somit vor allem ältere Menschen zu schützen. Wir Kinder und Jugendlichen wurden aber in den Maßnahmen vergessen und nur nach öffentlichen Protesten etwas berücksichtigt. Der Druck, der auf uns ausgeübt wurde, war und ist sehr groß. Wir sind viele Opfer eingegangen, doch statt das zu würdigen, wurden wir zu Unrecht als unsolidarisch und partyversessen diskriminiert. Wir Kinder und Jugendliche waren solidarisch mit den Erwachsenen und Senior*innen, doch die Erwachsenen sind es nicht wirklich mit uns jungen Menschen. Die Pandemie kann, so die Expert*innen, durch Impfungen eingedämmt werden und damit auch die Kontaktbegrenzungen und Maßnahmen, die uns junge Menschen stark treffen. Dass es noch immer viele Ungeimpfte gibt, ist auch unsolidarisch uns Kindern und Jugendlichen gegenüber! Wir fordern: • Die Politik muss entscheidungsfreudiger werden, einheitliche Coronaregeln verabschieden und auch umsetzen. • Nehmt Druck von uns und diskriminiert uns nicht pauschal als partyversessene Jugend. • Erkennt unsere Solidarität den Älteren gegenüber und die Opfer, die wir erbracht haben, um Corona zu begrenzen, endlich an. 1 Mitglied des Bundesnetzwerks sind aktuell die fünf bestehenden Landesweiten Selbstvertretungen: Landesheimrat Bayern, Kinder- und Jugendhilfe Landesrat Brandenburg, Landesheimrat Hessen, Jugend vertritt Jugend aus Nordrhein-Westfalen und Landesjugendhilferat Rheinland-Pfalz. Bundesnetzwerk der Interessenvertretungen in der Kinder- und Jugendhilfe (BUNDI)1 Positionspapier
M I T T E I L U N G S B L A T T 0 1 - 2 0 2 2 4 T H E M A 2 2. Die Politiker*innen und die Öffentlichkeit haben uns junge Menschen in der Pandemie vergessen und uns zu viel zugemutet. In der öffentlichen Debatte waren wir junge Menschen gerade zu Beginn der Pandemie gar nicht präsent. Niemand hat in den Nachrichten und Talkshows über uns und Corona gesprochen, auch nicht Politiker*innen. Das hat sich auch in der Politik und den Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie widergespiegelt. Junge Menschen waren von den beschlossenen Maßnahmen besonders betroffen, sogar unser Recht auf Bildung wurde massiv eingeschränkt. Kinder und Jugendliche, die in Wohngruppen leben, waren noch einmal stärker betroffen. Nicht nur die Schule, Vereine und öffentliche Plätze wurden zeitweise geschlossen, sondern auch in den Wohngruppen wurden Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung getroffen. Die Auswirkungen auf unser gesamtes Leben waren sehr groß, beteiligt wurden wir junge Menschen aber nicht. Die Pandemie hat nicht nur offengelegt, dass wir Kinder und Jugendliche zur Lösungsfindung in Krisensituationen zu Unrecht nicht einbezogen wurden, sondern auch, dass es viele Baustellen in der Kinder- und Jugendhilfe gibt. Wir fordern: • Unser Recht auf Bildung muss auch in Krisensituationen, wie die Pandemie sie offen zutage gelegt hat, gewahrt bleiben. Es geht um unsere Zukunft. • Personalmangel darf nicht zu Gruppenschließungen in stationären Wohneinrichtungen führen. • Aktionsprogramme zur Linderung von Coronafolgen müssen auch auf die Belange stationärer Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe eingehen. 3. Partizipation und Beteiligung sind zentral – besonders in Krisenzeiten! Kinder und Jugendliche haben Grundrechte, die durch die Kinder- und Jugendhilfe gefördert und verwirklicht werden müssen. In Krisenzeiten dürfen diese Grundrechte nicht einfach eingeschränkt werden, sondern gerade dann ist es wichtig, Partizipation zu ermöglichen. Mit dem Beginn der Pandemie wurden auch die Treffen der Selbstvertretungen in Wohngruppen eingeschränkt bis hin zur Einstellung der Treffen. Es fehlte an einer motivierenden Unterstützung durch die Fachkräfte – etwa im Hinblick auf die Teilnahme an Treffen der Selbstvertretung –, das notwendige technische Equipment stand auch nicht zur Verfügung. Es muss ein öffentlich einsehbarer Plan in der Kinder- und Jugendhilfe vorliegen, wie junge Menschen in Wohngruppen und Einrichtungen in unterschiedlichen Gremien angehört und wie sie beteiligt werden. Für die Partizipation und Beteiligung der jungen Menschen ist Aufklärung von besonderer Bedeutung. Die Politik hat ihre Informationspolitik ausschließlich auf die Erwachsenen ausgerichtet und uns junge Menschen auch hier „vergessen“. Die Kinder- und Jugendhilfe wurde in die Einwicklung der Maßnahmen nicht wahrnehmbar einbezogen. So gab es keine Vertreter*innen aus der Kinder- und Jugendhilfe in der Expert*innenrunde der Bundesregierung. Die Politik hat überdies, wie auch viele Einrichtungen, über die jungen Menschen entschieden und hat sie nicht einbezogen. Kinder und Jugendliche haben auch eine Sichtweise und Erfahrungen, die sie gerne in die Maßnahmenfindung eingebracht hätten.
M I T T E I L U N G S B L A T T 0 1 - 2 0 2 2 5 T H E M A 3 Wir fordern: • unsere Rechte und unsere Beteiligung in allen wesentlichen uns betreffenden Fragen auch und gerade in Krisenzeiten abzusichern, • die Selbstvertretung in der Kinder- und Jugendhilfe wie Jugendräte oder Heimräte in den Wohngruppen und auf Landes- und Bundesebene auch in der Pandemie abzusichern und zu unterstützen, • Informationen, die für das Verhalten in der Krise wichtig sind, altersgerecht in allen relevanten Sprachen multimedial jederzeit zur Verfügung zu stellen, • uns Kinder und Jugendliche in Expert*innenrunden einzubeziehen und uns als Expert*innen in eigener Sache zu hören und unsere Belange zu berücksichtigen. 4. Recht auf Bildung und digitale Teilhabe verwirklichen! Die Pandemie hat die Lehrer*innen und Schüler*innen wie auch die pädagogischen Fachkräfte in den Wohngruppen völlig unvorbereitet getroffen. Kinder und Jugendliche, die in Wohngruppen leben, mussten sich mit vielen anderen jungen Menschen Lernmittel teilen, die nicht in ausreichender Anzahl zur Verfügung standen (wie Laptops etc.). Viele junge Menschen mussten ihre Smartphones für den Unterricht nutzen, die kleinen Bildschirme brachten weitere Erschwernisse mit sich. Das WLAN in den Einrichtungen war nicht in ausreichender Bandbreite vorhanden, sodass es massive Probleme gab, am Online-Unterricht teilzunehmen. Die Lernbegleitung im Homeschooling stellte alle vor große Herausforderungen, Kinder und Jugendliche in stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe waren besonders davon betroffen. Die Situation in den Wohngruppen hat dazu geführt, dass es für diese Kinder und Jugendliche wesentlich schwieriger war, gleichwertig am Online-Unterricht teilnehmen zu können, zumal sie keine bedarfsgerechte Begleitung erhielten. Dies führte zu grundlegenden Problemen beim Unterricht bis hin dazu, dass sich der Notendurchschnitt sehr oft deutlich verschlechtert hatte, Klassen sogar wiederholt werden mussten oder Abschlüsse nicht erreicht wurden. Der Zugang zu (schulischer) Bildung muss für alle Kinder und Jugendlichen gewährleistet werden. Alle Kinder und Jugendlichen hatten mit der neuen Situation zu kämpfen. Aber jene, die in Wohngruppen leben, waren besonders betroffen, da sie keine Elternteile an ihrer Seite hatten und die Fachkräfte nicht alle begleiten konnten. Es hätte mehr Unterstützung beim Homeschooling durch Lehrkräfte der Schule und Betreuer*innen gebraucht, um das Recht auf bestmögliche Bildungschancen zu verwirklichen. Wir fordern: • In den Einrichtungen müssen technische Voraussetzungen geschaffen werden, um jungen Menschen Zugang zum Internet zu ermöglichen. • Es müssen ausreichend Endgeräte mit entsprechender Software und stabile WLAN Zugänge zur Verfügung gestellt werden, um sowohl Bildungsangebote nutzen als auch soziale Kontakte pflegen zu können. • Fachkräfte müssen regelmäßig Fortbildungen zu Medienkompetenz bekommen. • Es müssen transparente, allgemeine sowie altersgemäße WLAN Regeln für alle Einrichtungen gelten. Regeln der Nutzung von digitalen Medien müssen gemeinsam verhandelt und regelmäßig auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft werden. Einschränkungen müssen begründet werden.
M I T T E I L U N G S B L A T T 0 1 - 2 0 2 2 6 T H E M A 4 • Für Nachrichten im Netz gelten die gleichen Regeln zum Schutz der Privatsphäre wie für das Briefgeheimnis. Fachkräfte dürfen Chats und Mails nicht ohne unser Einverständnis lesen. • Unsere Rechte auf Bildung und Privatsphäre sind in allen Situationen zu wahren, auch in stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe. 5. Jugendämter müssen in Kontakt bleiben mit jungen Menschen Die Strategie der Pandemiebekämpfung, die Kontakte zu reduzieren und nach Möglichkeit aus dem Homeoffice zu arbeiten, führte dazu, dass Jugendämter nicht mehr erreichbar waren. Die Mitarbeiter*innen waren über Wochen für unsere Fragen und Anliegen nicht erreichbar. Zum Teil ist das heute noch so. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Hilfeplangespräche. Diese wurden zum Teil ganz ausgesetzt oder auch um eineinhalb Jahre verschoben. Technische Lösungen wurden erst spät in der Pandemie gesucht, die aufgrund der schlechten technischen Ausstattung und Medienkompetenz der Mitarbeiter*innen auch erst nicht umgesetzt werden konnten. Die Unsicherheit in den Einrichtungen im Umgang mit der Pandemie und den Maßnahmen hat dazu geführt, dass Regelungen festgelegt wurden, die unsere Rechte eingeschränkt haben. Diese Maßnahmen haben u.a. den Kontakt zu Eltern und Freund*innen pauschal eingeschränkt. Man durfte zu Beginn der Pandemie Freund*innen und Familien nicht besuchen oder in der Wohngruppe empfangen. Kinder und Jugendliche, die doch bei ihren Familien waren, durften nicht ohne Weiteres zurück in die Wohngruppe. Eine Beschwerdestelle außerhalb der Einrichtung oder Träger (Ombudstellen) wäre wichtig gewesen, um sich gegen diese Maßnahmen auch wehren zu können. Die Kontakte zu den Familien und Freund*innen müssen auch in der Pandemie ermöglicht und gepflegt werden. Es darf nicht passieren, dass die Rechte der Kinder, ihre Eltern zu sehen, einfach mit Maßnahmen gegen die Pandemie ausgehebelt werden. Wir fordern: • Auch in Krisenzeiten müssen die Mitarbeiter*innen in den Jugendämtern für uns erreichbar bleiben und das Jugendamt muss sicherstellen, dass der Kontakt trotz Homeoffice-Regelung bestehen bleibt. • Hilfeplangespräche müssen auch in der Pandemie weiter stattfinden, um über Lebenswege und Erfahrungen beraten und in Kontakt bleiben oder von Belastungen berichten zu können. • Auch in Pademiezeiten müssen familiäre und soziale Kontakten beibehalten werden. 6. Junge Menschen in Wohngruppen besser gesellschaftlich wahrnehmen und ihre Leistungen anerkennen Insgesamt gab es eine deutlich wahrgenommene Ungerechtigkeit bei jungen Menschen, die in Wohngruppen leben. Die Politik hat ihre Aufgabe, Maßnahmen nachvollziehbar zu halten, nicht eingehalten, sondern junge Menschen entmündigt und ihre Kompetenzen nicht anerkannt. Wir jungen Menschen müssen in die Politik eingebunden werden, damit wir auf Entwicklungen von Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie im Kontext von Kindheit und Jugend Einfluss nehmen können. Regelungen müssen altersgerecht und transparent vermittelt werden. Hierbei ist zu beachten, dass alle Leistungen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe in allen Bereichen anzuerkennen sind. Kinder
M I T T E I L U N G S B L A T T 0 1 - 2 0 2 2 7 T H E M A 5 und Jugendliche in Wohngruppen sind Kinder und Jugendliche und dürfen nicht auf den Lebensort „stationäre Einrichtung“ reduziert werden, gleichzeitig muss der besondere Kontext immer mit betrachtet werden. Wir haben die gleichen Rechte wie alle Kinder und Jugendlichen und müssen gleich gefördert werden. Wir fordern: • Das Leben in Einrichtungen der stationären Kinder- und Jugendhilfe ist anders als in Familien. Allen Beteiligten, den Fachkräften und den dort lebenden Kindern und Jugendlichen gebührt Anerkennung und Respekt für ihre geleistete Arbeit. • Die personelle und technische Ausstattung in den Einrichtungen muss so sein, dass auch Krisensituationen bewältigt werden können, bei denen es häufigere Erkrankungen gibt und viele Bewohner*innen zeitgleich technische Geräte nutzen müssen. • Wir dürfen nicht auf den Begriff „Heimkinder“ reduziert und müssen vorurteilsfrei betrachtet werden. Das Positionspapier wurde am 20. Februar 2022 auf dem Bundesnetzwerkstreffen der Interessen vertretungen in der Kinder- und Jugendhilfe (BUNDI) verabschiedet. - Kontakte Bundesnetzwerk der Interessenvertretungen in der Kinder- und Jugendhilfe (BUNDI) www.jvj-nrw.de/de/interessenvertretung-bundesweit Landesheimrat Bayern www.landesheimrat.bayern.de Kinder- und Jugendhilfe Landesrat Brandenburg https://kjlr-brandenburg.de Landesheimrat Hessens https://landesheimrat-hessen.jimdofree.com Jugend vertritt Jugend aus Nordrhein-Westfalen https://www.jvj-nrw.de/de Landesjugendhilferat Rheinland-Pfalz https://ljhr-rlp.de Unterstützung Dieses Positionspapier ist in Zusammenarbeit mit dem Forum Transfer. Innovative Plattform für die Kinder- und Jugendhilfe entstanden www.forum-transfer.de. IPSHEIM@home mit der Wahl des Landesheimrats Bayern findet in diesem Jahr von 18.04. bis 01.06. statt. Bitte ermöglichen Sie jungen Menschen die Teilnahme. Alle Infos finden Sie unter www.landesheimrat.bayern.de
M I T T E I L U N G S B L A T T 0 1 - 2 0 2 2 8 Fakten zur Stiftung Anerkennung und Hilfe Das wesentliche Ziel der Stiftung ist die Anerkennung des Leids und Unrechts, das die Betroffenen in ihrer Kindheit in der stationären Einrichtung der Behinderten hilfe und der Psychiatrie erfahren haben. - Dabei kann die Aufgabe in drei Bereiche unterteilt werden: 1. Die individuelle Anerkennung durch persönliche Beratungsgespräche und finanzielle Leistungen. 2. Die öffentliche und gesellschaftliche Anerkennung. 3. Die Anerkennung durch eine wissenschaftliche Auf arbeitung. - Die Laufzeit der Stiftung wurde bei der Gründung zuerst auf fünf Jahre beschränkt (bis zum 31.12.2021), wobei die Betroffenen sich vorerst bis zum 31.12.2020 bei den zuständigen Anlauf- und Beratungsstellen anmelden konnten. Um kurze Wege für die Betroffen zu ermögli chen, wurden die Anerkennungs- und Beratungsstellen nach dem Wohnortprinzip bundesweit organisiert. - Die Arbeit der bayerischen Anlauf- und Beratungs stelle - Die bayerische Anerkennungs- und Beratungsstelle der Stiftung Anerkennung und Hilfe nahm am 01.04.2017 ihre Arbeit auf. Die Anmeldungen verliefen erst zö gerlich. Ein Grund hierfür lag in der Erreichbarkeit der Betroffenen, die oft weiterhin in einer Einrichtung der Behindertenhilfe leben. Diese waren von den Informati onen ihrer Einrichtung und deren Unterstützung bei der Anmeldung abhängig. - - Ab Januar 2018 verdoppelt sich die Zahl der Anmel dungen. Die Öffentlichkeitsarbeit zeigte ihre Wirkung. Betroffene selbst, deren rechtliche Betreuerinnen und Betreuer oder das Einrichtungspersonal meldeten sich zunehmend in der Anlauf- und Beratungsstelle. Die größte Gruppe bildeten dabei Menschen mit Hörbehin derung. Durch Verbände, Vereine und Beratungsstellen sind sie in Bayern sehr gut vernetzt. - - Eine weitere große Gruppe sind Menschen, die auf grund ihres Behinderungsbildes bis heute noch in den Einrichtungen der Behindertenhilfe leben. Die Einrich tungen, die sich selbst mit ihrer Vergangenheit ausei nandersetzen, wiesen auf die Arbeit der Stiftung hin und vermittelten so zwischen der Anlaufstelle und den Betroffenen. Es entstand zum Teil ein enger Kontakt und eine sehr kooperative Zusammenarbeit. Manchmal gab es in den Einrichtungen auch Veranstaltungen und Veröffentlichungen zur eigenen Geschichte. - - - Leider wurden im gesamten Anmeldezeitraum nur weni ge Personen erreicht, die zu den genannten Zeiträumen in ihrer Kindheit und Jugend in psychiatrischen Einrich tungen untergebracht waren. - - B E R I C H T A U S D E R P R A X I S Im Jahre 2017 errichteten die Länder, der Bund sowie die evangelische und katholische Kirche die Stiftung Anerken nung und Hilfe. Sie richtet sich an die Menschen, die als Kinder oder Jugendliche in der Zeit vom 23.05.1949 bis zum 31.12.1975 in der Bundesrepublik Deutschland bzw. vom 07.10.1949 bis zum 02.10.1990 in der DDR in einer statio nären Einrichtung der Behindertenhilfe oder stationären psychiatrischen Einrichtung untergebracht waren. - - BAYERISCHE ANLAUF- UND BERATUNGSSTELLE DER STIFTUNG ANERKENNUNG UND HILFE B E R I C H T E Laufzeit 01.01.2017 bis 31.12.2022 Anmeldezeitraum 01.01.2021 bis 30.06.2021 Anmeldungen Bundesweit 28.000 Betroffene Bayern 2.743 Betroffene Anzahl Betroffener mit ausgezahlter Leistung Bundesweit 21.374 Betroffene Bayern 2.013 Betroffene Auszahlung, bundesweit 220.470.250,00 € (Stand 31.12.2021) Auszahlung, Bayern 22.409.400,00 € (Stand 31.12.2021) Weitere Informationen www.stiftung-anerkennung-hilfe.de
M I T T E I L U N G S B L A T T 0 1 - 2 0 2 2 9 Die Beratungsgespräche Aufgrund gestiegener Anmeldezahlen wurden 2019 und 2020 weitere Beraterinnen und Berater im ZBFS – Bay erisches Landesjugendamt eingestellt. Um die vielen traumatischen Erlebnisse der Betroffenen sensibel aufzuarbeiten und behutsam unterstützen zu können, lag der Schwerpunkt hinsichtlich der Qualifikation der Beratungsfachkräfte in psychosozialer Beratungskom petenz. Zahlreiche Rückmeldungen der Betroffenen nach den Anerkennungs- und Beratungsgesprächen zeigen, wie wichtig diese Gespräche sind. Wird in den Beratungsgesprächen plausibel dargelegt, dass die Betroffenen während der Zeit ihrer Unterbringung Leid und Unrecht erlitten haben, kann die betroffene Person eine einmalige, personenbezogene Geldpauschale in Höhe von € 9.000,00 erhalten. Zusätzlich können bis zu € 5.000,00 ausbezahlt werden, wenn die betroffene Person zwischen ihrem 14. Lebensjahr und ihrer Volljäh rigkeit in den Einrichtungen gearbeitet hat, ohne dass dafür Sozialversicherungsbeiträge gezahlt wurden. In den Beratungsgesprächen berichten fast alle Perso nen von erlebter psychischer und physischer Gewalt. - - - - Beispiele für häufige und flächendeckende Gewalt erfahrungen: - • physische und psychische Gewalt, • sexuelle Übergriffe, • entwürdigende Strafpraktiken, wie Isolation, • erzwungene Arbeit, • emotionale Vernachlässigung, • medikamentöse Ruhigstellung, • Essenszwang, • mangelnde gesundheitliche Versorgung, • Unterbindung des Kontaktes zur Herkunftsfamilie Grundsätzlich sind die Schilderungen der Betroffenen wie auch ihre Biografien sehr unterschiedlich. Bei man chen sprudelt es nur so heraus und es besteht ein sehr großes Bedürfnis, das Geschehene endlich zu erzählen. Die Erzählungen sind dann lebhaft und oft auch emoti onal. - - Andere Betroffene sind sehr zurückhaltend, erzählten nur bruchstückhaft und hören nach kurzer Zeit auch wieder auf. Die Beraterinnen und Berater hören immer wieder Sätze wie: „Ich denke, es reicht, was ich erzählt habe. Ich möchte jetzt auch gar nicht mehr erzählen.“ Es scheint manchen Klientinnen und Klienten schwer zu fallen, sich an konkrete Erlebnisse zu erinnern. Das Heim und das Betreuungspersonal sind jedoch auch bei denjenigen mit „Erinnerungslücken“ negativ abgespeichert. Typische Aussagen sind dabei: „Nein, ich gehe nie auf Klassentreffen. Ich würde dort nie hingehen. Es war schrecklich! Wenn ich Fotos vom Heim sehe, fühle ich mich wie erstarrt. Ich fühle mich dann wieder wie das kleine Kind von damals. Noch bis heute wird mir plötzlich schlecht, wenn ich mit dem Auto an dem Heim vorbeifahre.“ Diese Ohnmachtserfahrung ist Teil der Aufarbeitung im Gespräch mit den Beraterinnen und Beratern. Dabei wird den heute Erwachsenen oft zum ersten Mal Glau ben geschenkt und deutlich gemacht, dass sie nicht selbst die Verantwortung für das ihnen zugefügte Leid tragen. Zahlreiche Betroffene machen dadurch eine positive Erfahrung in ihrem Leben. - Die Folgen für das Leben der betroffenen Personen sind sehr individuell und oft prägend. Sie berichten von Ängsten oder davon, dass sie sich schnell unterordnen. Auch Misstrauen oder psychosomatische Beschwerden werden als Folgen der Unterbringung genannt. Manche geben an, die Vergangenheit für sich bewältigt zu haben. Wieder andere würden gerne ihre Geschich te mit therapeutischer Hilfe aufarbeiten. Mit diesem Wunsch stoßen sie jedoch oft an Grenzen. Es gibt nur sehr wenige Therapiemöglichkeiten in psychosomati schen Kliniken oder bei Therapeutinnen und Therapeu ten, welche der Gebärdensprache mächtig sind. Viele, die in die Beratungsstelle kamen, fühlen sich deshalb auch weiterhin ungehört und mit ihrer Vergangenheit alleingelassen. - - - Betroffene, die heute noch in Einrichtungen leben, be finden sich im Gespräch oft in einem Loyalitätskonflikt. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind bis heute noch in Abhängigkeit der Einrichtung und berichten, dass sie alles gut finden. Nur sehr zögerlich erzählen sie von der Vergangenheit und trauen sich kaum etwas Negatives zu sagen. Behutsame Nachfragen ergeben oftmals, dass sie meist die gleichen schrecklichen Erfahrungen gemacht haben. - Und dann kam Corona … Die erste Infektionswelle traf die bayerische Anlauf stelle – wie alle anderen Geschäftsbereiche – komplett unvorbereitet. Insgesamt war die Arbeit der Anlauf- und Beratungsstellen der Stiftung im Jahr 2020 durch die Corona-Pandemie stark geprägt und massiv einge schränkt. Der Zugang zu den zahlreichen Einrichtungen war für die Beraterinnen und Berater der Anlaufstelle nicht möglich. Im Frühjahr 2020 wurden sogar für zwei - - B E R I C H T E
M I T T E I L U N G S B L A T T 0 1 - 2 0 2 2 10 Monate gar keine Gespräche mit Betroffenen geführt. In der Pandemiesituation wurden Möglichkeiten erarbeitet, Beratungsgespräche per Videokonferenzen durchzufüh ren. Dies war zunächst mit vielen technischen Herausforderungen verbunden. Letztendlich ermöglichte dieses Verfahren den Beraterinnen und Beratern kontinuierlich Beratungen für einen Teil der Klientinnen und Klienten anzubieten. Für Betroffene, die keine Unterstützung hatten, war ein Beratungsgespräch mit Videokonferenz nicht möglich. Auf die Form der Videoberatung wurde am häufigsten Anfang des Jahres 2021 zurückgegriffen. Sie erweiterte das Angebot also durchaus, ist einem persönlichen Gespräch aber nicht gleichzusetzen. Die Informationen über die Angebote und Leistungen der Stiftung erreichten viele Betroffene aufgrund der pandemischen Situation nicht mehr zeitnah. Daneben stellten die neuen Gegebenheiten die Betroffenen vor Herausforderungen und brachten andere Sorgen mit sich. Bis heute spiegelt sich die Pandemieerfahrung oft in den Anerkennungs- und Beratungsgesprächen wider Denn die Menschen leiden nicht nur durch die erfahre nen Traumata in der Kindheit, sie sind zusätzlich durch eine Behinderung eingeschränkt und stehen somit vor weiteren diversen Anforderungen. - . - Um die pandemiebedingten Einschränkungen auszuglei chen, haben die Errichter der Stiftung die Anmeldefrist bis zum 30.06.2021 und die Bearbeitungszeit um ein weiteres Jahr bis Ende 2022 verlängert. Alle Anmel dungen, die bis Juni 2021 eingegangen sind, werden berücksichtigt und bearbeitet. - - Wissenschaftliche Aufarbeitung und öffentliche An erkennung bundesweit - Im Oktober 2021 wurde der Forschungsbericht der wissenschaftlichen Aufarbeitung in einer digitalen Ver anstaltung der Öffentlichkeit präsentiert und diskutiert. Die Ergebnisse zeigen eindringlich, dass durch die da maligen unzureichenden Verhältnisse in den Einrichtun gen nur basale Überlebensbedingungen herrschten. Es konnte belegt werden, dass die Folgen sich bis heute in der Lebensgestaltung der Betroffenen widerspiegeln. Der Eindeutigkeit der Ergebnisse und deren Folgen für die Betroffenen kann sich niemand entziehen. Die Schicksale machen betroffen. Dabei sind nicht nur die einzelnen Akteurinnen und Akteure, die damals in den Institutionen tätig waren, dafür verantwortlich. Die Antwort findet sich auch in strukturellen Mängeln der Einrichtungen und im historischen Kontext sowie dem gesellschaftlichen Auftrag, den die Institutionen ausge führt haben. Die Forschungsarbeit ist auf der Website - - - - der Stiftung Anerkennung und Hilfe nachzulesen und die Veranstaltung zum Anschauen abrufbar. Vielen Betroffenen ist diese gesellschaftliche Aufarbeitung sehr wichtig und sie sehen ihre ausführliche Aussage im Beratungsgespräch eher als den Auftakt als das Ende in einem Aufarbeitungsprozess. Das Bedürfnis, dass die Familie versteht, wie schlimm diese Einrichtungen wa ren, wird oft geäußert. Außerdem besteht der Wunsch, dass das damalige Leid der Kinder gesamtgesellschaft lich anerkannt wird. - - Das gute Ende der bayerischen Anlaufstelle Bis zum Ende des Jahres 2022 liegt der Arbeitsschwer punkt in der Bearbeitung aller Anmeldungen. Das bedeu tet, dass die acht Beraterinnen und Berater der bayeri- schen Anlauf- und Beratungsstelle alle Anmeldungen im Laufe des Jahres prüfen und noch mehrere hundert Gespräche führen werden. Dabei streben die Beraterin nen und Berater weiterhin an, den einzigartigen Charak ter der bayerischen Anerkennungs- und Beratungsstelle mit einer qualitativ hochwertigen Beratung zu wahren. Die Expertise der Mitarbeitenden der Anlaufstelle be züglich inklusiver Arbeit wird aber auch an anderen Stel len im ZBFS – Bayerisches Landesjugendamt genutzt. Die Erfahrungen aus der Arbeit der Stiftung können zu Wegweisern bezüglich einer künftig inklusiv ausgerich teten Kinder- und Jugendhilfe werden. - - - - - - - Auch werden aktuell Möglichkeiten besprochen, wie das Ende der Laufzeit in der bayerischen Anlauf- und Bera tungsstelle der Stiftung Anerkennung und Hilfe und eine landesweite Erinnerungskultur gestaltet werden kann. - Es hat sich unter anderem eine Arbeitsgruppe gebildet, die in Kooperation mit dem Bayerischen Staatsministeri um für Familie, Arbeit und Soziales und der bayerischen Anlaufstelle für ehemaligen Heimkinder, verschiedene Ideen für den Abschluss und die Erinnerungskultur umsetzten möchte. Die Herausforderung dabei ist, dass die Laufzeit der Stiftung zwar endet, die Betroffenen aber weiterhin mit den Leid und Unrechtserfahrungen aus ihrer Kindheit und Jugend leben müssen. Für die Betroffenen gibt es keinen Abschluss dieses Themas, sie leben mit den Folgen und Erinnerungen. - B E R I C H T E A N N I N A B Ö R G M A N N J A G O D A H O P P E L
M I T T E I L U N G S B L A T T 0 1 - 2 0 2 2 11 B E R I C H T E Sich mit rechten, rassistischen oder antisemitischen Ideologien im unmittelbaren Umfeld konfrontiert zu sehen, stellt Personen beruflich wie auch privat vor große Herausforderungen. Insbesondere im familiären Umfeld ist der Schritt, Beratung zu suchen und sich an Fachstellen zu wenden, häufig schwer. Scham oder der Selbstvorwurf, etwas „falsch“ gemacht zu haben, bilden oftmals eine Hürde, das Thema anzugehen und extern Hilfe zu suchen. Für Fachkräfte sind Rechtsextre mismus und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF) unter Umständen sehr spezifische Themen, die sie allein auf sich gestellt nicht in vollem Umfang be rücksichtigen und bedienen können. - - Die Familien-, Umfeld- und Elternberatung zu Rechts extremismus unterstützt als themenbezogene Fach beratung die Entwicklung von Handlungsstrategien für Menschen, die mit diesem Problemfeld konfrontiert sind. Das Angebot richtet sich an Angehörige und Fami lienmitglieder sowie Fachkräfte, die kollegiale Beratung und Co-Beratung in Anspruch nehmen können. Im Mit telpunkt steht dabei nicht die pädagogische Arbeit mit extrem rechts orientierten Personen selbst, sondern die Stärkung ihres Umfelds. - - - - Die zivilgesellschaftliche Anbindung und die Unabhängigkeit des Beratungsangebotes von Behörden garantieren Beratungsnehmenden einen geschützten Raum. F.U.E.R. orientiert sich an wissenschaftlich fundierten, systemischen Beratungsansätzen und an bundesweiten Fachdiskursen und Qualitätsstandards (vgl. Fachstelle Rechtsextremismus und Familie et al., 2019). Auf Wunsch besteht die Möglichkeit, anonym Ansprech partnerinnen und Ansprechpartner und Rat zu finden. Beides sind wichtige Faktoren, wenn es um Themen im persönlichen Nahfeld geht oder die Problemstellung beispielsweise Bezug zum eigenen Arbeitsplatz hat. - Berührungspunkte zur extremen Rechten oder ein Leidensdruck, der durch rechte oder menschenfeind liche Tendenzen im familiären Umfeld entsteht, sind äußerst sensible Themen. Deshalb ist ein zentrales Qua litätskriterium, so niedrigschwellig und vertraulich - - 1 wie möglich zu beraten. Das Angebot ist auf die Klientinnen und Klienten zentriert, freiwillig, kostenfrei und umfasst sowohl digitale Formate wie auch einen aufsuchenden Ansatz, um in Bayern möglichst flächendeckend präsent und ansprechbar zu sein. Dies stellt hohe Ansprüche an die Beratung. Aktuell sind zehn speziell ausgebildete Beraterinnen und Berater für F.U.E.R. in ganz Bayern tätig, die unterschiedliche fach liche Hintergründe und Expertisen aus den Bereichen Pädagogik, Beratung und Sozialarbeit mit der fachlichen Kenntnis zum Themenfeld Rechtsextremismus verbin den. - - 2 Wandel gesellschaftlicher Problemlagen – von der Eltern- zur Umfeldberatung Ein Beratungsangebot für Eltern und Angehörige gibt es bei der LKS bereits seit 2008. Anfragen zu Jugendli chen, die sich zunehmend affin zu rechten Lebens- und - H I L F E B E I M U M G A N G M I T R E C H T S E X T R E M I S M U S DAS ANGEBOT DER FAMILIEN-, UMFELD- UND ELTERNBERATUNG ZU RECHTSEXTREMISMUS IN BAYERN Die Familien-, Umfeld- und Elternberatung zu Rechtsextremismus (F.U.E.R.) ist ein Angebot der Landeskoordinie rungsstelle Bayern gegen Rechtsextremismus (LKS). Sie unterstützt Familien und nahe Angehörige, die in ihrem Um feld mit dem Thema konfrontiert werden. Für Fachkräfte aus der Pädagogik, Sozialarbeit und Kinder- und Jugendhilfe bietet F.U.E.R. themenfeldbezogene kollegiale Fachberatung an. - - 1 Einschränkend können hier Umstände sein, in denen Gefahr im Verzug vermutet wird. 2 Bei Bedarf und nach Absprache kooperiert F.U.E.R. mit anderen Fachberatungen (z. B. der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern) oder vermit telt als Verweisberatung an andere Fach- und Beratungsstellen. -
M I T T E I L U N G S B L A T T 0 1 - 2 0 2 2 12 B E R I C H T E Erlebniswelten zeigen, haben Kontinuität bis heute. Das Arbeitsfeld hat sich seither jedoch stetig gewandelt und ausgeweitet. Spätestens mit dem Aufkommen der PEGIDA-Demonstrationen ab 2015 wurde deutlich, dass sich ein breiter Querschnitt der Bevölkerung offen und distanzlos zu Fragmenten rechter Ideologien verhält. Seitdem beziehen sich Beratungsanfragen zunehmend auf Probleme mit rechten Eltern und Großeltern, mit den eigenen Partnerinnen und Partnern, den Arbeits oder Vereinskolleginnen und Vereinskollegen. Die oft fehlende Bereitschaft zu einer Abgrenzung ge genüber extrem rechten Akteurinnen und Akteuren wird aktuell im Protest der sogenannten Querdenkerinnen und Querdenkern gegen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie besonders deutlich. Dies schlägt sich auch in der Beratungspraxis nieder. In einem Drittel der Anfragen aus dem Jahr 2021 standen antisemitische und demokratiefeindliche Verschwörungserzählungen rund um die Corona-Krise im Mittelpunkt. - - Eine Frage der Einstellung Für das Beratungsangebot von F.U.E.R. ist ein Verständ nis von Rechtsextremismus wichtig, das vor allem die Einstellungsebene von Menschen in den Blick nimmt. Als wichtige Arbeitsgrundlage dient daher der sozialwis senschaftliche Ansatz der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (vgl. Reber, 2021). Dieser zielt darauf ab, menschenfeindliche und diskriminierende Einstellun gen in der gesamten Gesellschaft zu erfassen. Im Kern dieser Einstellungen steht eine Ideologie der Ungleich wertigkeit. Diese stellt auch im Rechtsextremismus ein zentrales Element dar und wird durch ein Zusammen spiel verschiedenster Faktoren im persönlichen und soziokulturellen Umfeld einer Person begünstigt. - - - - - „Die humane Qualität einer Gesellschaft erkennt man nicht an Ethikdebatten in Feuilletons meinungsbildender Printmedien oder in Talkshows, sondern an ihrem Umgang mit schwachen Gruppen“ (Universität Bielefeld, IKG, 2013, S. 2). Erkenntnisse aus der sozialwissenschaftlichen For schung zeigen, dass bei Personen, die menschenfeind liche Einstellungen aufweisen, häufig ein Gefühl des „Abgehängtseins“ und einer gesellschaftlichen Desinte gration vorherrscht. Damit einher gehen Vertrauensver luste in demokratische Institutionen, oftmals befeuert vom Glauben an Verschwörungserzählungen und einer Flucht ins Irrationale. - - - - Erfahrungen in der Arbeit mit extrem rechts orientierten Jugendlichen legen nahe, dass Gewalt oder Drogen missbrauch im familiären Umfeld ebenso eine Rolle spielen können wie das Fehlen stabiler, emotionaler Bindungen. Begleitet wird dies oft durch Ereignisse, die als Einschnitte in der eigenen Biografie erlebt werden, wie beispielsweise das Scheitern von Beziehungen, der Verlust von Freundschaften oder Schulabbrüche (vgl. Haase, 2020, S. 140f.; Landeskoordinierungsstelle Bayern gegen Rechtsextremismus, 2020). - Monokausale Erklärungsansätze für die Hinwendung von Personen zum Rechtsextremismus greifen zu kurz. Um zu verstehen, was einen Einstieg begünstig, ist ein Blick auf individuelle Problemlagen unumgänglich. Für die Auseinandersetzung mit der Frage, warum Personen sich von extrem rechten Ideologien und Verschwörungs- erzählungen angezogen fühlen, sind verschiedene Dimensionen von Relevanz. Diese Spurensuche unter stützt F.U.E.R. - Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Ideologien der Ungleichwertigkeit und dem jeweils relevanten Akteur sumfeld der Person ist dabei zentral. F.U.E.R. begleitet diesen Prozess mit der notwendigen Fachexpertise und zieht gegebenenfalls weitere Fachstellen bei der Ein schätzung der Situation hinzu. In kollegialer Fallberatung wird auch die schwierige Frage erörtert, wie der Aufbau und das Aufrechterhalten belastbarer und vertrauens voller Beziehungen zu Klientinnen und Klienten vor dem Hintergrund einer extrem rechten Orientierung gelingen kann. Wie weit können sich pädagogische Fachkräfte dabei positionieren, ohne die Klientinnen und Klienten vor den Kopf zu stoßen? Wie die eigene Haltung zeigen, ohne den Beziehungsaufbau zu gefährden? - - - Haltung zeigen Das Zeigen der eigenen, authentischen Haltung gegen über menschenfeindlichen Einstellungen, gegenüber Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierungen ist nicht nur für die Beziehungsarbeit wichtig. Ein Schwei gen wird von Rechtsextremen häufig als eine Art stille - - Abbildung 1: Das Syndrom Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (vgl. Zick et al., 2016, S. 37)
M I T T E I L U N G S B L A T T 0 1 - 2 0 2 2 13 B E R I C H T E Zustimmung gedeutet und wird als vermeintliche Le gitimation für diskriminierendes Verhalten, verbale und körperliche Angriffe interpretiert. - Eine klare Positionierung ist unerlässlich, denn sie dient vor allem auch dem Schutz derer, für die rechte Gewalt in ihrem Alltag eine ständige Bedrohung darstellt. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Diesen Grundsatz gilt es zu verteidigen. Zum Umgang mit extrem rechten Eltern in pädago gischen Einrichtungen und Institutionen - Immer öfter werden Fachkräfte in Jugendämtern und pädagogischen Einrichtungen mit extrem rechten Eltern oder Elternteilen konfrontiert. Nicht selten werden menschenfeindliche Haltungen und Lebensgewohnhei ten erst deutlich, wenn ein starker Wertekonflikt zutage tritt. Extrem rechte Familien bringen ihren Kindern richtiggehend bei, gewisse Äußerungen in der Kita nicht zu tätigen oder kaschieren ihre Gesinnung bewusst bei Gesprächen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jugendamtes. - Zu erkennen, wenn ein Kind in einem extrem rechten Umfeld aufwächst und einen Umgang damit zu finden, stellt für Fachkräfte sowie für die gesamte Einrichtung oftmals eine große Herausforderung dar. Je nachdem, wie stark die Auffälligkeit bzw. der Wertekonflikt ausfällt, und wie intensiv demokratische Kultur und ein Bewusst sein für Diversität beispielsweise in Kitas oder Schulen gelebt werden, entwickeln sie unterschiedliche Um gangsweisen mit der Situation (vgl. ElternStärken, 2020). In diesem Prozess begleitet und berät F.U.E.R. Fachkräfte dabei, zu klaren Einschätzungen zu kommen und Strate gien für die Elternarbeit und den pädagogischen Umgang mit den Kindern zu finden. - - - Zum einen geht es darum, Informationen und eine Klar heit zur extrem rechten Verortung des Umfeldes, in dem die Kinder aufwachsen, bereit zu stellen. Darüber hinaus gilt es jedoch auch zu verstehen, welche Besonderheiten extrem rechter Erziehung bestehen und welche Auswir kungen diese auf die Kinder haben. - - Extrem rechte Erziehung basiert auf rechtsextremen Ideologien und auf einem entsprechend geschlossenen Weltbild. Dadurch ist sie oftmals geprägt von Disziplin, Härte und physischer Abhärtung, sowie psychischer und körperlicher Gewalt. Mit einem kämpferischen Selbst verständnis sollen Kinder und Jugendliche dazu herange bildet werden, die „Volksgemeinschaft in ihrem Fortbe stand zu verteidigen“. - - - Kinder werden damit für eine (völkische) Gemeinschaft funktionalisiert, die sich an der Ungleichwertigkeit von Menschen orientiert, und der sich das Individuum unter zuordnen hat. Bis in die Freizeitaktivitäten hinein wer den absoluter Gehorsam, Krafttraining, Kampfübungen, soldatischer Duktus oder sexistische Geschlechterrollen eingeübt und gelebt. - - Die Auswirkungen auf die körperliche Unversehrtheit, sowie auf die Möglichkeit einer freien Entfaltung ihrer Persönlichkeit, können für die betroffenen Kinder schwer wiegend sein. Unter Umständen können sie auch starken Loyalitätskonflikten ausgesetzt werden, insbesondere beim Eintritt in eine gesellschaftliche, demokratische Einrichtung (wie Schule oder Kita), in der andere Werte vermittelt und gelebt werden. Oftmals wird Kindern hier eine starke Ambiguitätstoleranz abverlangt. Wo diese nicht greift oder ausreicht, werden Kinder durch ihre Eltern als „Komplizinnen und Komplizen“ instrumentali siert, was eine soziale Isolation noch verstärkt. Extrem rechte sowie völkisch geprägte Parallelwelten bergen die Gefahr, dass Kinder von der sozialen Teilhabe sowie von einer gesellschaftlichen Einbettung getrennt werden. - - Dieses System der Abschottung, Angst und Abgrenzung findet sich aktuell auch in gesellschaftlichen Zusammen hängen, die auf den ersten Blick nicht einem rechten Lager zugeordnet werden. Im Zuge der Corona-Pandemie haben Verschwörungsmythen eine erneut hohe Verbrei tung gefunden. Sie lassen es unter Anhängerinnen und Anhängern als legitim erscheinen, Kinder aus pädagogi schen und demokratischen Einrichtungen fernzuhalten und auf alternative, teils demokratiefeindliche Schul- und Betreuungsstrukturen auszuweichen. - - - Nicht zuletzt können sich für Fachkräfte Fragen einer möglichen Kindeswohlgefährdung stellen. F.U.E.R. steht zu Gefährdungsaspekten im Kontext von Rechtsextre mismus im Austausch mit bundesweiten Fachstellen und bietet fallspezifische Unterstützung und Beratung für Fachkräfte, sowie Fortbildungen und Fachtage an. - 3 Die zugrundeliegenden Ideologien knüpfen direkt an NS-Ideologie und teilweise an Erziehungsratgebern an, die zur Zeit des NS-Regimes verbreitet waren. Ein Beispiel hierfür ist die Autorin Johanna Haarer, auf deren Werk sich aktuelle, extrem rechte Autorinnen in ihren Erziehungsratgebern beziehen. 4 Siehe zum Thema Kindeswohlgefährdung auch die Broschüre „Funktionalisierte Kinder. Kindeswohlgefährdung in Neonazifamilien.“ (Fachstelle Rechtsextre mismus und Familie/Lidicehaus (2021). -
M I T T E I L U N G S B L A T T 0 1 - 2 0 2 2 14 Beratungsnetzwerk Bayern gegen Rechtsextremismus F.U.E.R. ist Teil des Beratungsnetzwerks Bayern gegen Rechtsextremismus und arbeitet eng zusammen mit: • Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern: https://bit.ly/3Ks83QE • B.U.D. – Beratung, Unterstützung und Dokumentation für Betroffene rechter Gewalt: www.bud-bayern.de Ausblick Sie möchten sich weiter informieren? Sie wünschen sich kollegialen Austausch oder eine Fachberatung? Sie möchten F.U.E.R. in einem konkreten Beratungsfall als Co-Beratung hinzuziehen? Neben dieser fallspezifischen Unterstützung können auch Fort- und Weiterbildungen anfragt werden. F.U.E.R. zielt darauf ab den themenfeldbezogenen Fachdialog in Bayern auszuweiten. Am 24.05.2022 veranstaltet F.U.E.R. einen Fachtag in Nürnberg zum Thema Rechtsextremismus als Grenze in der Kinder- und Jugendhilfe. Literatur ElternStärken (2020): Eine Broschüre über Rechtsextre mismus als Thema in der Kita. Berlin. - - Fachstelle Rechtsextremismus und Familie, LidiceHaus, Rote Linie – Pädagogische Fachstelle Rechtsextremis mus, St. Elisabeth Verein, ElternStärken, pad gGmbH (Hrsg.) (2019): Familien und Demokratie stärken. Anregungen zur Beratung von Eltern und Angehörigen von rechtsextrem orientierten Söhnen und Töchtern. Bremen. Fachstelle Rechtsextremismus und Familie, Lidicehaus (Hrsg.) (2021): Funktionalisierte Kinder. Kindeswohl gefährdung in Neonazifamilien – eine Hilfestellung für Fachkräfte in den Bereichen Recht und (Sozial-)Pädago gik. Bremen. - - Landeskoordinierungsstelle Bayern gegen Rechtsext remismus (2020): FIRE – Frühintervention Rechtsextre mismus. Abschlussbericht zum Pilotprojekt in Nieder bayern. München. - - - Reber, M. (2021): Diskriminierungsphänomene – Das Syndrom der „Gruppenbezogenen Menschenfeindlich keit. In: Zentrum Bayern Familie und Soziales – Bay erisches Landesjugendamt (Hrsg.): Mitteilungsblatt 03/2021. München, S. 7–12. - - Universität Bielefeld, IKG (2013): Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Deutschland. Eine 10-jährige Langzeituntersuchung mit einer jährlichen Bevölke rungsumfrage zur Abwertung und Ausgrenzung von schwachen Gruppen. Bielefeld. - Zick, A., Krause, D., Berghan, W., Küpper, B. (2016): Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Deutsch land 2002–2016. In: Zick, A., Krause, D, Küpper, B. (Hrsg.): Gespaltene Mitte – Feindselige Zustände. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2016. Bonn. - B E R I C H T E Kontakt: F.U.E.R. c/o Landeskoordinierungsstelle Bayern gegen Rechtsextremismus Herzog-Heinrich-Straße 7 80336 München 089-244109390 kontakt@beratung-fuer.de www.beratung-fuer.de F.U.E.R. Familien-, Umfeld- und Elternberatung zu Rechtsextremismus N I C O L A H I E K E T I N A S C H M I D T - B Ö H R I N G E R N A D I A W E H R L E
M I T T E I L U N G S B L A T T 0 1 - 2 0 2 2 15 Interview mit Helga Hanusa, langjährige Beraterin Wo liegen aktuell die größten Herausforderungen in der Beratung des Umfeldes von Personen, die sich affin zu rechten Ideologien zeigen? Vor über 10 Jahren hatten wir es viel mit Eltern und Fachkräften zu tun, die sich an uns gewandt haben, weil Jugendliche durch offen neonazistische Akteure wie die NPD oder den III. Weg sozialisiert wurden und dadurch schnell negativ aufgefallen sind. Heute beraten wir in einer Situation, in der Normalisierung und Tolerierung von demokratiefeindlichen, men schenverachtenden und antisemitischen Tendenzen sowohl in der Gesellschaft, wie auch den Medien und von einzelnen Parteien im Parlament eine unübersehbare Präsenz haben. Eine gewisse Gewöhnung bringt jedoch die Gefahr mit sich, dass das Ausmaß des Problems nicht gesehen wird. Menschen, die bei uns anfragen, sind alarmiert und sehen den schädlichen Einfluss auf ihr Kind oder in ihrem persönlichen Umfeld. - Institutionen sind zum Teil hilflos oder nicht ausreichend reaktionsfähig, wenn sie mit rechtem Anschauungen und Verschwörungserzählungen konfrontiert werden. Was hat sich aus Ihrer Sicht seit der Pandemie und durch die stärkere Präsenz antisemitischer Verschwö rungserzählungen verändert? - Es gibt fast keine Beratungsanfrage, wo das Thema Verschwörungsmythen nicht auch ein Bestandteil ist. Seither zugenommen haben Anfragen, bei denen es um Erwachsene geht: Partnerinnen/Partner, Freundinnen/Freun de, Kolleginnen/Kollegen, Vorgesetzte usw. In einer vermeintlichen „Rebellion“ gegen die Corona-Maßnahmen sehen wir ein zusätzliches Einfallstor für die extreme Rechte, um Unzufriedenheit und das diffuse Unbehagen für die eigenen Zwecke zu instrumentalisieren. Als Folge koppeln sich immer mehr Menschen ab und werden immer schwerer zugänglich für eine Auseinandersetzung. Gleichzeitig fühlen sie sich durch die große Anzahl der teilweise gewaltbereit auftretenden Demonstrierenden in ihren Ansichten legitimiert. - Wie unterstützen Sie Fachkräfte, wenn diese im Arbeitsumfeld mit rechten Ideologien konfrontiert wer den? - Wir helfen, die Anzeichen einzuordnen und auch dabei den entwicklungsgeschichtlichen Prozess mit in den Blick zu nehmen: Wie lange ist das schon so? Gibt es ein konkretes Gefährdungspotential? Wodurch wird diese Hinwendung zu rechten Welterklärungen gespeist? Für welches Leid und welchen Frust werden dort Antworten gesucht und welche Erklärungen und welcher Halt werden dort angeboten? Unser Angebot versucht zusammen mit den Fachkräften die persönliche, subjektive Motivation ihrer Klientinnen und Klienten für eine Hinwendung zu extrem rechten Positionen heraus zu finden. Diese lebensgeschichtlich als Bewältigungsmuster zu verstehen, heißt nicht Verständnis für menschenfeindli che Auffassungen zu haben, sondern nach Ansatzpunkten der Veränderung und demokratischer Orientierung zu suchen. - B E R I C H T E
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