M I T T E I L U N G S B L A T T 0 1 - 2 0 2 2 13 B E R I C H T E Zustimmung gedeutet und wird als vermeintliche Le gitimation für diskriminierendes Verhalten, verbale und körperliche Angriffe interpretiert. - Eine klare Positionierung ist unerlässlich, denn sie dient vor allem auch dem Schutz derer, für die rechte Gewalt in ihrem Alltag eine ständige Bedrohung darstellt. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Diesen Grundsatz gilt es zu verteidigen. Zum Umgang mit extrem rechten Eltern in pädago gischen Einrichtungen und Institutionen - Immer öfter werden Fachkräfte in Jugendämtern und pädagogischen Einrichtungen mit extrem rechten Eltern oder Elternteilen konfrontiert. Nicht selten werden menschenfeindliche Haltungen und Lebensgewohnhei ten erst deutlich, wenn ein starker Wertekonflikt zutage tritt. Extrem rechte Familien bringen ihren Kindern richtiggehend bei, gewisse Äußerungen in der Kita nicht zu tätigen oder kaschieren ihre Gesinnung bewusst bei Gesprächen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jugendamtes. - Zu erkennen, wenn ein Kind in einem extrem rechten Umfeld aufwächst und einen Umgang damit zu finden, stellt für Fachkräfte sowie für die gesamte Einrichtung oftmals eine große Herausforderung dar. Je nachdem, wie stark die Auffälligkeit bzw. der Wertekonflikt ausfällt, und wie intensiv demokratische Kultur und ein Bewusst sein für Diversität beispielsweise in Kitas oder Schulen gelebt werden, entwickeln sie unterschiedliche Um gangsweisen mit der Situation (vgl. ElternStärken, 2020). In diesem Prozess begleitet und berät F.U.E.R. Fachkräfte dabei, zu klaren Einschätzungen zu kommen und Strate gien für die Elternarbeit und den pädagogischen Umgang mit den Kindern zu finden. - - - Zum einen geht es darum, Informationen und eine Klar heit zur extrem rechten Verortung des Umfeldes, in dem die Kinder aufwachsen, bereit zu stellen. Darüber hinaus gilt es jedoch auch zu verstehen, welche Besonderheiten extrem rechter Erziehung bestehen und welche Auswir kungen diese auf die Kinder haben. - - Extrem rechte Erziehung basiert auf rechtsextremen Ideologien und auf einem entsprechend geschlossenen Weltbild. Dadurch ist sie oftmals geprägt von Disziplin, Härte und physischer Abhärtung, sowie psychischer und körperlicher Gewalt. Mit einem kämpferischen Selbst verständnis sollen Kinder und Jugendliche dazu herange bildet werden, die „Volksgemeinschaft in ihrem Fortbe stand zu verteidigen“. - - - Kinder werden damit für eine (völkische) Gemeinschaft funktionalisiert, die sich an der Ungleichwertigkeit von Menschen orientiert, und der sich das Individuum unter zuordnen hat. Bis in die Freizeitaktivitäten hinein wer den absoluter Gehorsam, Krafttraining, Kampfübungen, soldatischer Duktus oder sexistische Geschlechterrollen eingeübt und gelebt. - - Die Auswirkungen auf die körperliche Unversehrtheit, sowie auf die Möglichkeit einer freien Entfaltung ihrer Persönlichkeit, können für die betroffenen Kinder schwer wiegend sein. Unter Umständen können sie auch starken Loyalitätskonflikten ausgesetzt werden, insbesondere beim Eintritt in eine gesellschaftliche, demokratische Einrichtung (wie Schule oder Kita), in der andere Werte vermittelt und gelebt werden. Oftmals wird Kindern hier eine starke Ambiguitätstoleranz abverlangt. Wo diese nicht greift oder ausreicht, werden Kinder durch ihre Eltern als „Komplizinnen und Komplizen“ instrumentali siert, was eine soziale Isolation noch verstärkt. Extrem rechte sowie völkisch geprägte Parallelwelten bergen die Gefahr, dass Kinder von der sozialen Teilhabe sowie von einer gesellschaftlichen Einbettung getrennt werden. - - Dieses System der Abschottung, Angst und Abgrenzung findet sich aktuell auch in gesellschaftlichen Zusammen hängen, die auf den ersten Blick nicht einem rechten Lager zugeordnet werden. Im Zuge der Corona-Pandemie haben Verschwörungsmythen eine erneut hohe Verbrei tung gefunden. Sie lassen es unter Anhängerinnen und Anhängern als legitim erscheinen, Kinder aus pädagogi schen und demokratischen Einrichtungen fernzuhalten und auf alternative, teils demokratiefeindliche Schul- und Betreuungsstrukturen auszuweichen. - - - Nicht zuletzt können sich für Fachkräfte Fragen einer möglichen Kindeswohlgefährdung stellen. F.U.E.R. steht zu Gefährdungsaspekten im Kontext von Rechtsextre mismus im Austausch mit bundesweiten Fachstellen und bietet fallspezifische Unterstützung und Beratung für Fachkräfte, sowie Fortbildungen und Fachtage an. - 3 Die zugrundeliegenden Ideologien knüpfen direkt an NS-Ideologie und teilweise an Erziehungsratgebern an, die zur Zeit des NS-Regimes verbreitet waren. Ein Beispiel hierfür ist die Autorin Johanna Haarer, auf deren Werk sich aktuelle, extrem rechte Autorinnen in ihren Erziehungsratgebern beziehen. 4 Siehe zum Thema Kindeswohlgefährdung auch die Broschüre „Funktionalisierte Kinder. Kindeswohlgefährdung in Neonazifamilien.“ (Fachstelle Rechtsextre mismus und Familie/Lidicehaus (2021). -
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