MITTEILUNGSBLATT 01-2024 10 I N F O Das bedeutet, dass technische Verfahren bestimmten Anforderungen entsprechen müssen, damit diese als reine Entlastung empfunden werden. Das allein sagt aber nichts darüber aus, ob damit auch Wissenstransfer gelingen kann. Dem Thema Wissensmanagement müssen sich Ju gendämter aber bewusst stellen, um einerseits dem Verlust von Wissen durch Generationenwechsel und Fachkräftemangel aktiv entgegentreten zu können. Andererseits unterstützt Wissensmanagement aktiv Prozesse der Qualitätsentwicklung und Jugendhilfepla nung, denn - - Es gilt also, individuelles Erfahrungswissen von Fach kräften für organisationales Wissen in den Jugendäm tern anschlussfähig zu machen, denn die Qualität personenbezogener sozialer Dienstleistungen ist in hohem Maße abhängig vom Faktor Fachkraft. Somit sind Fragen der Qualität, Effektivität und Effizienz von Leistungen neben „harten“ Faktoren wie Infrastruktur und Ressourcenverfügbarkeit auch vom Faktor Wissen der Fachkraft abhängig. Die Jugendämter stehen dabei vor der Herausforderung, dass vielerorts junge und unerfahrene Fachkräfte im ASD arbeiten, bei denen die unzureichende Eigensicherung des Handelns wegen fehlendem oder unzureichend vorhandenem Erfahrungs wissen zu einem unsicheren Umgang mit Gefährdungs einschätzungen führt. Im Bereich des Kinderschutzes muss Wissensmanagement über die Grenzen des ASD und des gesamten Jugendamtes hinausgehen, da Kinderschutz Aufgabe einer Verantwortungsgemein schaft ist, bei der Jugendämter zwar eine zentrale Rolle spielen, aber eben nicht allein verantwortlich sind (vgl. § 3 KKG). Wissensorganisation ist dabei in erster Linie als ein kommunikativer Prozess zu verstehen, der mittels technischer Instrumente unterstützt werden kann. Niemals wird jedoch ein tragfähiges Wissensma nagement eingeführt und gelebt werden können, wenn die Technik im Vordergrund steht. Die Idee, sich allein - - - - - - technischer Hilfsmittel zu bedienen, diese der Orga nisation „zu verordnen“, damit Wissen zu generieren und verwertbar zu machen, ist ein Trugschluss, der auch mit den ausgefeiltesten Tools nicht behebbar ist, denn Technik muss einer Organisation als regelbasier tem System, in dem Menschen arbeitsteilig an Zielen und Aufträgen arbeiten, folgen und nicht umgekehrt. Vielmehr sind der Mensch als lernendes Individuum, die Organisation, in der das Wissen verankert werden und die Technik, die Prozesse der Wissensspeicherung unterstützen soll, das Fundament für ein Wissensma nagement. Die Einführung und Ausgestaltung eines so verstandenen Wissensmanagements ist Gegenstand von Führungs- und Managementprozessen und somit Aufgabe von Führungs- und Leistungskräften, denn es sind „Führungskräfte, die für die Definition von Organi sationszielen verantwortlich sind, und ihnen obliegt es Wissensmanagement-Aktivitäten einzuführen“ (Schader 2016, S. 2). Die Einführung und Nutzung eines Wissens managements bedarf deshalb einer bewussten Manage mententscheidung, um in einem sich anschließenden Prozessmanagement zu einem ausgestalteten Unter stützungsprozess im Kinderschutz werden zu können. - - - - , - - - Die vorliegende Expertise geht daher der Frage nach, wie Wissen nachhaltig im ASD für den Bereich Kinder schutz mittels Wissensmanagement gesichert werde kann. Der Aufbau ist dazu dreiteilig gestaltet. In einem ersten Teil werden ausgewählte Wissensmanagement modelle vorgestellt und hinsichtlich ihrer Nutzbarkeit in den Jugendämtern diskutiert. Der zweite Teil erörtert, wie ein Wissensmanagement für den ASD aufgebaut werden könnte. Im dritten Teil werden beispielhaft einige Werkzeuge von Wissensmanagement aufgezeigt, die den in Teil zwei beschriebenen Prozess unterstützen können. - n - Anliegen der Expertise ist das Unterbreiten eines Vorschlages zur Implementierung eines Wissensma nagements im ASD. Dazu sollen Denkanstöße initiiert werden. Ein Verfahrensvorschlag wird unterbreitet. Dieser soll in den Jugendämtern genutzt werden, um Denk-, Entscheidungs- und Kommunikationsprozesse in Gang zu setzen, welche Feinjustierungen und Verfahren im eigenen Haus notwendig sind, um das Thema Wis sensmanagement im ASD solide aufsetzen zu können. Dabei ist zu beachten, dass der Aufbauprozess ein dafür günstiges organisatorisches Gefüge braucht, das unter Umständen erst generiert oder verbessert werden muss. - - „Wissen ist (…) das handlungsleitende Interpreta tionsschema, das von Handelnden im Alltagsleben erlernt, gespeichert und abgerufen werden kann. Handeln generiert folglich auch Wissen, denn durch Sozialisations- und Lernprozesse bzw. Erfahrungen wird eine neue Wissensbasis geschaffen, um auf veränderte Situationen eingehen zu können“ (Müller 2009, S. 31). -
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