MITTEILUNGSBLATT 01-2024 3 bis 1990“ im Staatsarchiv München. Hier gab es auch Raum für Austausch und Vernetzung, denn einige Be troffene waren ebenfalls vor Ort. Der leitende Archivar führte durch die Ausstellung und es entwickelten sich anregende Gespräche unter den Teilnehmenden. Die BMH nutze das Zusammentreffen mit den Betroffenen und stellte ihnen die neue Beratungsstelle und deren Angebote gleich aus erster Hand vor. - Im Oktober 2023 fand die Woche der seelischen Ge sundheit des Münchner Bündnis für Depression statt. Dort gab es verschiedene Veranstaltungen in München, die besucht werden konnten. Zusätzlich konnte man sich online bei der sog. „Digitalen Messe“ über eine Vielfalt an Beratungsangeboten in München informieren. Da viele Betroffene aus den Zielgruppen der BMH unter psychischen Erkrankungen leiden, wurde hier ebenfalls über das neue Beratungsangebot informiert. Die BMH präsentierte sich mit einem digitalen Messestand, wo sie zur Thematik „Menschen mit Heimerfahrungen“ informierte und kreative Beiträgen von Betroffenen zeigte, z. B. Fotos und Zeichnungen. Von den insgesamt 7.200 Personen, die die digitale Messe online aufriefen (Stand 11/23), gab es 84 Besucherinnen und Besucher auf der Seite der BMH. - Zum Abschluss des Jahres nahmen zwei Beraterinnen der BMH an einer Tagung in der Evangelischen Akade mie Tutzing teil. In Kooperation mit der Katholischen Stiftungshochschule (KSH) hatte die Akademie zu einem Fachtag mit dem Thema „Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Zum Stand der Aufarbeitung in Bayern” eingeladen. Dabei stellten die Beraterinnen der BMH ihre Arbeit vor. Ebenso kamen Expertinnen und Exper ten aus der Wissenschaft sowie Vertreterinnen und Vertreter von Betroffenen zu Wort. - - Den Mitarbeitenden der Beratungsstelle ist es weiterhin wichtig, das Thema „Menschen mit Heimerfahrungen“ in die Öffentlichkeit zu tragen. Dabei sollen verschiede ne Zugänge und Perspektiven genutzt werden, um das Thema möglichst differenziert darzustellen. Das Ziel auf der Website des BLJA ist es, die teilweise sehr schwere Thematik ansprechend und abwechslungsreich dar zustellen und vor allem Betroffene zu Wort kommen zu lassen. Das Material entstand in einem Abschlusspro jekt der Stiftung Anerkennung und Hilfe und wurde nun nochmal aufbereitet. Ab Dezember 2023 wurden und - - - werden nach und nach Interviews3 mit den Betroffenen und den Beratenden auf der Seite der BMH online veröffentlicht. Individuelles Beratungsangebot Die regelmäßigen Kontaktaufnahmen der Betroffenen in 2023 zeigten, dass auch nach dem Auslaufen der Stiftung Anerkennung und Hilfe und der Anlaufstelle für ehemalige Heimkinder Beratungsbedarf besteht. So wohl bereits bekannte Klientinnen und Klienten aus den vergangenen Hilfesystemen als auch neue Betroffene, die vorher noch keinen Kontakt zu einer Beratungsstelle aufgenommen hatten, meldeten sich. - Neue Betroffenengruppe nimmt Angebot an Hier ist vor allem die Gruppe der Verschickungskinder zu nennen, für die es davor noch keine Anlaufstelle gab. Unter dem Begriff „Verschickungskinder“ versteht man Kinder und Jugendliche, die in den 1950er- bis in die 1980er-Jahre hinein ausgehend von Ärztinnen und Ärzten für bis zu sechs Wochen in Kur- und Erholungs heime geschickt wurden. Ziel war die Förderung der Gesundheit durch gute Ernährung und frische Luft. Gezahlt wurde das Ganze von den Krankenkassen. Viele Betroffene berichten von drastischen Strafen, Prügel und Demütigungen dort. Ferner meldeten sich zahlreiche Personen, die als Minderjährige in Heimen der Kinder- und Jugendfürsorge untergebracht waren und dort Missbrauch erfahren hatten. Die Anfragen von Betroffenen aus der stationären Behindertenhilfe und psychiatrischen Einrichtungen sind zurückgegangen, was daran liegen kann, dass diese Betroffenengruppe häufig bereits gut an andere Hilfesysteme angebunden ist. - Verändertes Beratungssetting Im Unterschied zu den Ende 2022 ausgelaufenen Hilfsangeboten für Menschen mit Heimerfahrungen im ZBFS – Bayerisches Landesjugendamt fällt auf, dass sich das Beratungssetting geändert hat. Während beim Fonds Heimerziehung und der Stiftung Anerkennung und Hilfe die Betroffenen entweder zu einem persönli chen Gespräch in die Beratungsstelle kamen oder am Wohnort von den Beraterinnen und Beratern besucht wurden, findet nun der überwiegende Teil der Beratun gen per Telefon und E-Mail statt. Hausbesuche sind die Ausnahme geworden. - - T H EMA 3 Abrufbar unter: https://s.bayern.de/fLWwyeljyN (letzter Aufruf am 23.02.2024)
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