Mitteilungsblatt 02/22

M I T T E I L U N G S B L A T T 0 2 - 2 0 2 2 2 D A S A R B E I T E N D E R J U G E N D S O Z I A L A R B E I T A N S C H U L E N U N T E R P A N D E M I E B E D I N G U N G E N „ES HAT SICH GRUNDSÄTZLICH ERST MAL ALLES GEÄNDERT!“ T H E M A Von 0 auf 100 und noch mehr Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat im Frühjahr 2020 den Alltag der Menschen verändert. In allen Bereichen des täglichen Lebens hat die Pandemie die Menschen vor große Herausforderungen gestellt. Zu Beginn der Pandemie hat die Gesellschaft den wachsamen Blick auf die jungen Menschen verloren, die Corona-Pandemie ist in den Fokus gerückt und hat dadurch keinen Platz für andere wichtige Themen gelassen. Die Pandemie hat nicht haltgemacht vor den Systemen Jugendhilfe und Schule und ein bis dahin scheinbar stabil stehendes Konstrukt wurde durch die Auswirkungen des Ausbruchs des SARS-CoV-2-Erregers ins Wanken gebracht (vgl. AGJ, 2020). Gerade im Bereich der Jugendhilfe wurde schnell von Handlungsunfähig keit und Stillstand gesprochen (vgl. Smessaert, 2020). Eine große Herausforderung stellte dabei der Zugang der Sozialarbeitenden zu den jungen Menschen und deren Familien dar. Die Pandemie traf die Jugendhilfe vermeintlich vollkommen unvorbereitet und zwang sie somit, ihre derzeitigen Handlungsstrategien und Verfahrenswege zu überdenken, zu bewerten und neu zu sortieren. - Das Statistische Bundesamt veröffentlichte in einer Pressemittteilung im Juli 2021 seine Statistik zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Jugend hilfe. Hervorgehoben wurde dabei, dass deutlich weniger Hinweise zur Gefährdung des Kindswohls aus der Schule kamen als in den Vorjahren, es aber im Gegensatz dazu einen Höchststand an Kindswohlge fährdungen im Jahr 2020 gab (vgl. DESTATIS, 2021). Waren vor Ausbruch der Pandemie die standardisierten Verfahrenswege bei Kindswohlgefährdungen klar zwi schen Schule und JaS abgesprochen und die jeweiligen Zuständigkeiten geklärt, entstand durch die Lockdowns und das Homeschooling ein Riss in diesem Netz. Dieser Riss veranschaulicht, wie wichtig die Verortung und die Präsenz der Jugendhilfe an der Schule ist, um eben ge nau diese Lücken an der Schnittstelle Jugendhilfe und Schule füllen zu können. Ein anderer Aspekt ist die Dis tanz-Beschulung der Schülerinnen und Schüler in den Lockdownphasen. Sowohl Lehrkräfte als auch Fachkräf te der Jugendhilfe verloren in dieser Zeit den „Zugriff“ auf die jungen Menschen und deren Familien. - - - - ­ - Was hat sich in der Arbeit der Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) während der Corona-Pandemie verändert? Welche Probleme ergaben sich daraus für die JaS? Welche Lösungsansätze und Strategien konnte die JaS in der Pandemie entwickeln und wie wirken diese über die Pandemie hinaus? Die qualitativ-partizipative Studie1 „Das Arbeiten der Jugendsozialarbeit an Schulen unter Pandemiebedingungen“ erforscht die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die JaS. 1 Die Studie entstand im Zuge einer Bachelorarbeit an der OTH Regensburg. Begleitet wurde die Studie von Prof. Dr. Martina Ortner. Verfasser der Studie ist Martin Reber. „Darauffolgende Lockdowns und die verschiedenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie beherrschen seither die öffentliche Diskussion in einem zuvor nicht gekannten Ausmaß, andere gesellschaftspolitische Herausforderungen und sog. „Megathemen“ sind dabei weitgehend in den Hintergrund getreten. Dies gilt z.B. auch für die Themen Klimawandel, Migration, Digitalisierung oder Kriminalität – Themen, die immer sehr stark mit „Jugend“ und deren Bedingungen des Aufwachsens verknüpft sind. Bestimmend sind vielmehr „Corona“, die Frage, wie wir als Gesellschaft aus der Krise herauskommen und – zumindest zeitweise – immer wieder auch der Blick auf die junge Generation bzw. auf Fragen der Bildung und Betreuung“ (Holthusen u. a. 2021, S. 52).

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