M I T T E I L U N G S B L A T T 0 2 - 2 0 2 2 3 T H E M A An der Schnittstelle Jugendhilfe und Schule ist die Ju gendsozialarbeit an Schulen (JaS) in Bayern angesiedelt. Die JaS gilt als die intensivste Form der Zusammenar beit von Jugendhilfe und Schule. Sie leistet schnelle und individuelle Hilfe für eine Zielgruppe, die nach § 13 SGB VIII fest definiert ist (vgl. Lerch-Wolfrum, Renges, 2014, S. 43). Zur Zielgruppe der JaS gehören sozial be nachteiligte und/oder individuell beeinträchtigte junge Menschen, die an den Schulen, an denen die JaS-Fach kräfte tätig sind, beschult werden (vgl. Lerch-Wolfrum, Renges, 2014, S. 21). - - - Da die Fachkräfte der JaS an der Schule tätig sind und täglich mit den jungen Menschen in Kontakt stehen, wa ren und sind gerade sie in Pandemiezeiten ein wichtiger Ansprechpartner für die Eltern und/oder Erziehungsbe rechtigten, die Lehrkräfte der Schule und die Fachkräfte der öffentlichen Jugendhilfe vor Ort, sprich der Bezirks sozialarbeit (BSA) der lokalen Jugendämter. In der Regel nehmen die Fachkräfte der JaS in der Schu le Kontakt zu den jungen Menschen auf. Der Lockdown im Frühjahr 2020 unterband diese Möglichkeit der Kon taktaufnahme und entzog den JaS-Fachkräften somit eines ihrer wirkungsvollsten Instrumente: das niedrig schwellige Beratungsangebot. - - - - - - Die Fachkräfte der JaS befanden sich somit zu Beginn der Pandemie in einer neuen Situation. Ihr Auftrag war stets klar formuliert, nämlich Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen an der Schule zu suchen, Aufträge zu klären und gegebenenfalls Hilfen anzubieten oder an andere Stellen zu verweisen. Aber wie die Verbindung herstellen, wenn die jungen Menschen nicht mehr am Ort Schule verweilen? Aufgrund strenger Datenschutz richtlinien konnten die JaS-Fachkräfte nicht auf die So zialdaten der Heranwachsenden, die an den Schulen gespeichert sind, zugreifen. Hinzu kamen die Kontakt beschränkungen, die es den Fachkräften auch schwierig machten und machen, Verbindung zu den ihnen bekann ten jungen Menschen aufzunehmen, beziehungsweise aufrechtzuerhalten. - - - - Da auch die technische Ausstattung der Fachkräfte nicht auf ein Arbeiten unter Pandemiebedingungen ausgerichtet war, mussten sie auf andere Alternativen zurückgreifen, um ihrem Auftrag gerecht zu werden. Gerade die Einzelfallarbeit und das Beratungssetting mussten dabei neu gedacht und verändert werden. Die Beratung in Präsenz und digital stellten dabei große Hürden für die JaS-Fachkräfte dar. Die Kooperation mit den Lehrkräften an den Schulen erlebte in der Pandemie eine große Veränderung: Wa ren die Lehrkräfte sonst täglich für die JaS-Fachkräfte erreichbar, so war es in den Zeiten der Lockdowns schwierig, Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Die Lehrkräfte waren in diesem Zeitrum oftmals nicht an der Schule präsent, sondern arbeiteten aus dem Homeoffice. Somit brach auch hier eine der Konstanten in der Arbeit der JaS weg. Die Studie setzt sich mit der These „Aufgrund der Corona-Pandemie hat sich die Arbeit/das Arbeitssetting der Jugendsozialarbeit an Schulen verändert. Das Bera tungssetting ist davon besonders betroffen“ auseinan der, erhellt sie aus unterschiedlichen Perspektiven und versucht, diese These zu stützen oder zu widerlegen. Was hat sich in der Arbeit der JaS während der Corona-Pandemie verändert? Welche Probleme ergeben sich daraus für die JaS? Welche Lösungsansätze konnte die JaS in der Pandemie entwickeln, welche Strategien hat sie entwickelt und welche Vorgehensweisen braucht es zukünftig? Die Jugendsozialarbeit an Schulen gibt es nunmehr seit fast 20 Jahren und die Herausforderungen der Pande mie stellten das Arbeits- und Beratungssetting und die Angebotsstruktur der JaS auf den Prüfstand. - - - Methode der Grounded Theory, eigene Darstellung von Martin Reber
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