Mitteilungsblatt 02/22

M I T T E I L U N G S B L A T T 0 2 - 2 0 2 2 5 T H E M A bedingungen in die Handlungsunfähigkeit abzugleiten. Früh denken sie über die Möglichkeiten der Beratung in Präsenz unter Einhaltung der Abstandsregeln nach und entwickeln Konzepte, unter denen Kontakt zu den jungen Menschen und deren Familien möglich ist. Sie sind von Beginn an daran interessiert, frühzeitig Kontakt zu ihren Einzelfällen aufzunehmen. Durch die Unterstützung, die sie durch ihre Vorgesetzten erfahren und den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen via Telefon und über digitale Plattformen, können sie dafür Lösungen finden. Die Kreativen sehen die Veränderungen, die sich durch die Pandemie für ihr Arbeitssetting ergeben, als Chance. Sowohl durch ihr offenes Herangehen an für sie neue Methoden der Beratung in Präsenz als auch der kreati ven Umsetzung der Beratung über das Telefon und/oder digitale Plattformen sorgen sie dafür, dass die Jugend sozialarbeit an Schulen sowohl im System Schule als auch im System Jugendhilfe an Bedeutung gewinnt. Die Kreativen bedienen sich bei ihrer Methodenwahl sowohl an den Werkzeugen der Sozialen Arbeit als auch an den Werkzeugen aus anderen Disziplinen und Professionen. - - Typ 2: Die Verzweifelten Durch die Corona-Pandemie und die darauffolgenden Lockdowns geraten die Verzweifelten in eine Sinnkri se. Ist die Arbeit unter diesen Voraussetzungen in der JaS noch möglich? Wie soll das weitergehen? Was ist, wenn ich an Corona erkranke oder selbst jemanden anstecke? - Durch die hohen Belastungen, nicht nur im Arbeitsalltag, fühlen sie sich handlungsunfähig. Das zunehmende Kon fliktpotenzial bei den jungen Menschen und die Arbeit mit problematischen Eltern stellt sie vor Herausforderungen, denen sie sich nicht mehr gewachsen fühlen. - Die permanenten Veränderungen im Corona-Regelwerk stellen für sie schon nach kurzer Zeit einen Dschungel aus Vorschriften und Empfehlungen dar, den sie nur schwierig überblicken können. Die anfängliche Isolation von ihrem Netzwerk und den Kolleginnen und Kollegen erhöht den Leidensdruck. Fehlendes Equipment, aber auch das fehlende Know-how im Umgang mit digitalen Werkzeugen erschweren ihre Situation zunehmend. Von den fachlichen Leitungen fühlen sie sich nur wenig unterstützt und alleingelassen. Durch die zeitweise Versetzung in andere Bereiche der Jugendhilfe fühlen sie sich gegängelt und nicht wertgeschätzt. Sie hinter fragen die Bedeutung und den Stellenwert der JaS. Die Arbeit im Homeoffice führt dazu, dass sie den Kontakt zu ihren Hauptkooperationspartnerinnen und -partnern, den Lehrkräften, schon früh in der Pandemie verlieren. Ihren Fokus legen sie auf das Finden von Lösungen, scheitern aber immer wieder aufgrund fehlender Kennt nisse im digitalen Bereich. Ihr Lieblingswerkzeug, das Beratungssetting in Präsenz, können sie anfänglich nicht einsetzen. Die Kontaktaufnahme zu den Schülerinnen und Schülern und deren Eltern und/oder Erziehungsbe rechtigten erweist sich durch die strengen Datenschutz richtlinien als schwierig. Dies stellt für sie eine zusätzli che Belastung dar. - - - - - Die Verzweifelten legen all ihre Energie auf das schnelle Zurückkehren an den Ort Schule. Die Einzelfallarbeit und Beratung in Präsenz haben dabei oberste Priorität für sie. Die Reaktivierung der Netzwerke und Koopera tionspartnerinnen und -partner und der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen steht für sie ebenfalls im Vordergrund. - Typ 3: Die Problemlöserinnen und Problemlöser Probleme sind Herausforderungen und diese gilt es zu bewältigen – das ist der Leitsatz der Problemlösenden und Problemlöser. Angefangen bei den Grundvorausset zungen, also den ursächlichen Bedingungen zu Beginn der Pandemie, bis hin zu den Konsequenzen für das zukünftige Handeln gehen sie proaktiv auf alle Heraus forderungen zu. - - Belastungssituationen bewältigen sie durch ein kollegi ales Miteinander. Die Problemlösenden sind von Beginn an gut vernetzt und lassen sich von anfänglichen Kom - - L.: „Ja, am Anfang war schon einfach die Angst. Was ist das jetzt? Ist es wirklich gefährlich? Ist es nicht gefährlich? Kann ich Hausbesuche machen? Passiert mir was? Ich habe selber auch Asthma und von daher war ich auch so ein bisschen verunsi chert. Was kann ich denn machen? Wo muss ich auf mich aufpassen? In dieser Zeit fand ich am belastendsten, immer am Ball zu bleiben.“ (Z. 592-597) - T.: „… das erste, was ich da gemacht habe, war, dass ich mich in verschiedenen Klassenzimmern fo tografiert habe und einen schönen Brief geschrieben habe, den dann die Lehrer wiederum an die Kinder weitergegeben haben mit der Bitte, sie sollen sich unter folgender Rufnummer, Mail etc. melden, …“ (Z. 265-269) -

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