Mitteilungsblatt 02/22

M I T T E I L U N G S B L A T T 0 2 - 2 0 2 2 8 T H E M A beit/dem allgemeinen sozialpädagogischen Fachdienst der Jugendämter der Kommunen und der Landkreise in Bayern. Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie für die Post-Corona-Zeit Praktisch alle Teilnehmenden diagnostizierten die Ent wicklungen innerhalb der JaS während Corona auch als Chance für die Zeit nach der Pandemie. Der Ausgleich der sichtbar gewordenen Schwächen durch informelle und formelle Regeln, Investitionen, neue Kompetenzen und neue Lösungen wird die JaS in der Zeit nach der Pandemie schlagkräftiger und effektiver machen, so das Fazit der Teilnehmenden und des Verfassers. - Die Interpretation Wie vorangehend beschrieben ist die folgende These für diese Studie untersuchungsleitend:„Aufgrund der Corona-Pandemie hat sich die Arbeit/das Arbeitssetting der Jugendsozialarbeit an Schulen verändert. Das Bera tungssetting ist davon besonders betroffen“. Die Interviews mit den Teilnehmenden und die Verdich tung der Aussagen in Phänomene, Kernkategorien, Hand lungstypen und Theorie machen deutlich, dass die These auf zwei Ebenen differenziert werden muss. Zu unterschei den sind dabei die theoretisch-konzeptionelle Ebene und die operative Ebene. Hinzu kommen die Faktoren des individu ellen Erlebens der Corona-Pandemie der JaS-Fachkräfte. - - - - - Theoretisch-konzeptionelle Ebene der JaS Auf die theoretisch-konzeptionelle Ebene der JaS hat Corona wenig Auswirkungen. So bleiben die Beratung der jungen Menschen und deren Eltern und/oder Erzie hungsberechtigten, die Einzelfallarbeit und die sozial pädagogische Gruppenarbeit Kerntätigkeiten der JaS – auch während und nach der Pandemie. Das Gleiche gilt für die Kooperation mit der Schule und den Fach kräften der Jugendämter. Auch ihre originäre Funktion als Scharnier zwischen Jugendhilfe und Schule erfüllt die JaS weiterhin. Rechtlich ändert sich, auch nach der SGB-VIII-Reform, nichts am Status der Jugendsozialar beit an Schulen: Sie ist und bleibt weiterhin verortet im Paragraf 13 des achten Sozialgesetzbuchs. Handlungsbedarf auf konzeptioneller Ebene besteht beim Kinderschutz, dem damit verbundenen Wächter amt und der Sicherstellung des Schutzauftrages bei Kindswohlgefährdungen. In Zeiten der Pandemie hat die Jugendsozialarbeit an Schulen gerade in diesem Bereich mehr Verantwortung übernehmen müssen. Die wichtige Arbeit, die die JaS in diesem Bereich seit 2020 leistet, wird sich, so die Hoffnung des Verfassers, in erwei - - - - - - terten Kompetenzfeldern und höherer Kooperation mit anderen Stellen manifestieren. Dabei bleibt das Jugendamt nach wie vor die zentra le Steuerungsinstanz beim Schutzauftrag nach § 8a SGB VIII. Für das konkrete Handeln braucht es neue Absprachen zwischen der Bezirkssozialarbeit und der Jugendsozialarbeit an Schulen. In diesen müssen kon krete Verfahrenswege benannt werden, die auch unter Pandemiebedingungen den Kinderschutz gewährleisen. Diese Verfahrenswege müssen neu konzipiert und in den Förderrichtlinien für die JaS festgelegt werden. Bei der großen Kontinuität im theoretisch-konzeptio nellen Bereich bedeuten gerade die Veränderungen im Bereich des Kinderschutzes für die JaS einen Zuwachs an Verantwortung. Wie mit diesem Zuwachs und dem damit einhergehenden Mehraufwand zukünftig umzuge hen ist, muss an anderer Stelle diskutiert werden. - - - - Operative Ebene des Handelns der JaS Auf der operativen Ebene sind unter Pandemiebedin gungen grundlegende Veränderungen festzustellen. Vor Corona war das Beratungssetting ausschließlich auf die Beratung „face-to-face“ und in Präsenz ausgelegt. Und zwar ausschließlich in der Schule. Und fast ausschließ lich während der Schulzeiten. Durch und während der Pandemie mussten die Fachkräfte ihr Beratungssetting immer wieder neu strukturieren, um- und ausbauen. Veränderungen ergaben sich dabei in der Beratung in Präsenz. Durch Maskenpflicht und Abstandsregeln werden die Beratungsbedingungen für die Fachkräfte ebenso erschwert wie für die zu beratenden Klientinnen und Klienten. Gerade der teilweise Verlust der Mimik durch das Tragen der Maske fordert von den JaS-Fach kräften viel Gespür und Empathie für das Gegenüber, um eine konstruktive Beratungssituation zu gestalten. In Pandemiezeiten bleibt die Beratung in Präsenz unter Wahrung der Abstandsregelungen auch weiterhin eine Herausforderung für die JaS-Fachkräfte und verändert nachhaltig das Beratungssetting. - - - Durch die dem Pandemiegeschehen geschuldeten Lockdowns mussten die JaS-Fachkräfte neue Strategien entwickeln, um mit den jungen Menschen und deren Eltern und/oder Erziehungsberechtigten in Kontakt zu treten. Aus dieser Herausforderung entwickelten sich zwei neue, grundlegende Bausteine für das Portfolio der JaS: Die Beratung in Distanz und die Hausbesuche. Diese werden zukünftig nicht mehr aus dem Angebots katalog der JaS wegzudenken sein. Die Beratung in Distanz über digitale Medien gehörte bisher nicht zu den Angeboten der JaS. Dabei waren an fangs für die Fachkräfte nicht nur methodische Hürden - -

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