Mitteilungsblatt 02/22

M I T T E I L U N G S B L A T T 0 2 - 2 0 2 2 9 in der Beratung auf Distanz zu überwinden. Denn nicht alle JaS-Fachkräfte waren mit dem techni schen Equipment für Beratung auf Distanz ausgestattet. Priorität hatte deshalb für die Jugendämter die Beschaf fung der nötigen Hard- und Software, die den Fachkräf ten den Zugang zur digitalen Beratung ermöglichte. Im Umgang mit Software und digitalen Plattformen waren die Fachkräfte dabei auf sich alleingestellt. Ohne Schulungen in die Beratungswerkzeuge, ohne erprobte Methoden galt hier für sie das Prinzip des „learning-by-doing“: Methodische Bausteine mussten selbst erarbeitet, Transfers aus Präsenz auf Distanzbera tung selbst vollzogen und eine steile Lernkurve schnell genommen werden. Trotz dieser Widrigkeiten zeigte sich die Beratung auf Distanz als Erfolgsmodell und wird zukünftig, auch nach der Pandemie, ein fester Bestand teil des Repertoires der JaS sein. - - - - - Eine Renaissance in der JaS erlebte der Hausbesuch in der Corona-Krise. Vor der Pandemie war es unüblich, Hausbesuche bei den Schülerinnen und Schülern zu ma chen. Aus Sicherheitsgründen kamen die Widerstände bezüglich der Hausbesuche auch von Trägerseite. Um in der Pandemie und gerade in der Zeit des Homeschoo lings regelmäßigen Kontakt zu den jungen Menschen halten zu können war die JaS auf diese Form des päda gogischen Handelns angewiesen. Und profitierte davon. Denn nicht nur von Seiten der Schülerinnen und Schüler und/oder deren Erziehungsberechtigten, sondern auch von der JaS selbst wurde die Kontaktaufnahme am Lebensort der Heranwachsenden als gewinnbringend angesehen. Schule und Jugendhilfe profitierten dabei auch in der Beziehungsarbeit von der proaktiven Haltung und aufsuchenden Arbeit der JaS. Als beliebtes und hochwirksames und mittlerweile von allen Seiten erlern tes Element ist der Hausbesuch zukünftig nicht mehr aus dem Portfolio der JaS wegzudenken. - - - - Die These: Nicht Revolution. Evolution. Abschließend kann an dieser Stelle festgestellt werden, dass die These „Aufgrund der Corona-Pandemie hat sich die Arbeit/das Arbeitssetting der Jugendsozialarbeit an Schulen verändert. Das Beratungssetting ist davon besonders betroffen“ durch qualitativ erhobene Daten und deren Auswertung durch die Methode der Groun ded Theory gestützt wird. Die Arbeit und die Arbeitsumgebung der JaS haben sich aufgrund der Corona-Pandemie weiterentwickelt. Dabei ist kein genereller Prozess der Veränderung im Sinne einer Revolution festzustellen. Vielmehr hat sich die JaS in einem evolutionären Akt operativ an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst. Auch auf der konzep - - tionellen Ebene haben sich gerade im Kinderschutz Lücken aufgezeigt, die geschlossen werden müssen. Auf beiden Ebenen bedarf es der konzeptionellen sowie der methodischen Nachbesserung. Die Handlungsempfehlungen Die Veränderungsprozesse, die im Verlauf der Coro na-Pandemie in der Arbeit der JaS stattgefunden haben, änderten sowohl in konzeptioneller als auch in opera tiver Weise die Arbeit und Verfahrenswege der JaS. Um in der Post-Corona-Zeit auf die Herausforderungen vorbereitet zu sein braucht es klare Veränderungen auch im Setting der JaS. Der Verfasser gibt im Folgenden Handlungsempfehlungen, die entwickelt und in Bezuge gesetzt werden zu den Ergebnissen der qualitativ erho benen Daten dieser Studie. - - - Ausstattung Die Pandemie hat gezeigt, dass die JaS-Fachkräfte nur unzureichend mit Hard- und Software ausgestattet waren. Um jederzeit handlungsfähig zu bleiben, ist es für die JaS notwendig, mit den richtigen Digital-Werk zeugen ausgestattet zu sein. Diese Aufgabe stellt sich den Trägern der JaS. Sie müssen kontinuierlich dafür Sorge tragen, dass die Fachkräfte mit den Werkzeugen ausgestattet sind, die sie für die professionelle Erledi gung ihrer täglichen Arbeit benötigen. Auch perspek tivisch muss kontinuierlich überprüft werden, ob die Werkzeuge noch ausreichend sind und/oder ob und wie nachgebessert werden muss. - - - Supervision Die Fachkräfte der JaS waren im Verlauf der Coro na-Pandemie permanent starken Belastungen ausge setzt. Durch die Lockdowns waren dabei weder kolle giale Beratung noch Supervision möglich. Im Sinne der Arbeitnehmergesundheit und der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers ist es deshalb dringend zu empfehlen, auch in wiederkehrenden Phasen des Abstands für Supervision der JaS zu sorgen. Dies kann sowohl in Präsenz, unter Einhaltung der Abstandsregeln, als auch digital erfolgen. - - - Fortbildung Das Handling mit neuen digitalen Medien, Kommunika tionsdiensten und Online-Plattformen für die Beratung erfordert Schulung und auch Übung im Umgang damit. Gerade das Distance Counseling, die psychosoziale Beratung in Distanz über Online-Plattformen oder auch das Telefon, erfordert Know-how. - T H E M A

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