Mitteilungsblatt_03-04_2019

M I T T E I L U N G S B L A T T 03+04-2019 02 T H E M A D U A L E A U S B I L D U N G S - U N D S T U D I E N G Ä N G E Freie Träger der Jugendhilfe sind mit dieser Problematik direkt in der Betreuung der jungen Menschen in den Einrichtungen konfrontiert. Aber auch die Jugendämter sind Leidtragende dieser Entwicklung, sind sie doch auf ein differenziertes Leistungsangebot vor Ort und auf eine qualifizierte Betreuung der jungen Menschen in den Einrichtungen angewiesen. Eine ganz besondere Brisanz erfährt die Fachkräftethematik in der aktuellen Diskussion um die Betreuung und Unterbringung von Kindern und Jugendlichen mit multiplen Problemlagen an der Schnittstelle unterschiedlicher Rechtskreise, die in ihrer Begleitung besonders qualifizierte Fachkräfte benötigen. Parallel zu diesen Entwicklungen etabliert sich im so- zialen Bereich in Bayern und bundesweit eine Vielzahl dualer Ausbildungs- und Studiengänge. Diese Form der grundständigen und qualifizierten Berufsausbildung für Erzieherinnen und Erzieher (z.B. OptiPrax-Ausbildung), Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen bzw. Sozialar- beiterinnen und Sozialarbeiter bietet insbesondere auch Trägern der stationären Jugendhilfe die Chance einer frühzeitigen Personalakquise und Personalbindung, wovon in einem zweiten Schritt auch die Jugendämter bei der Unterbringung junger Menschen in stationären Erziehungshilfen profitieren. Bisher gelingt es jedoch kaum, Absolventinnen und Absolventen dualer Ausbildungs- und Studiengänge vermehrt in stationären Jugendhilfeeinrichtungen in Bayern einzusetzen: Erfahrungen aus der Praxis zei- gen, dass sich die bestehenden Regelungen zu Einsatz und Finanzierung von Erzieherinnen und Erziehern im Anerkennungsjahr und „herkömmlichen“ Studierenden der Hochschulen aufgrund der dualen Struktur nicht auf diese Ausbildungs- und Studiengänge anwenden lassen. Das traurige Ergebnis: Aufgrund der fehlenden Finan- zierungsgrundlage geht der stationären Kinder- und Ju- gendhilfe derzeit die Zielgruppe von Absolventinnen und Absolventen dualer Ausbildungs- und Studiengänge – und damit zukünftiger qualifizierter Fachkräfte – nahezu vollständig durch die Lappen. Dies ist besonders fatal, da der Einsatz dieser Auszubildenden und Studierenden eine wertvolle Chance bietet, dem Fachkräftemangel aktiv und effektiv entgegenzutreten. Besondere Vorteile dualer Ausbildungs- und Studiengänge Duale Ausbildungs- und Studiengänge sind so konzi- piert, dass die Absolventinnen und Absolventen ca. die Hälfte ihrer Ausbildungs- und Studienzeit in einer Praxisstelle mitarbeiten, sodass theoretische und prakti- sche Lerninhalte ineinandergreifen. Häufig ist im Verlauf der Ausbildung bzw. des Studiums auch eine Praxispha- se in einem anderen Arbeitsfeld vorgesehen. Die Modelle der Schulen und Hochschulen gestalten sich hinsichtlich der strukturellen und zeitlichen Umset- zung der Theorie- und Praxisphasen sehr vielfältig und reichen von Wechselmodellen in wöchentlichen bis hin zu quartalsweisen Rhythmen. Die große Stärke dieser dualen Modelle liegt insbeson- dere darin, dass die Auszubildenden und Studieren- den im Rahmen der Praxisphasen bereits umfassend eingearbeitet werden. Dies führt in einem nächsten Schritt auch dazu, dass sie als Berufseinsteiger bereits über verhältnismäßig viel Praxiserfahrung verfügen. Der Fachkräftemangel im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe weitet sich stetig aus. Die stationäre Kinder- und Jugendhilfe ist von dieser Entwicklung in besonderem Maße betroffen, da es sich hier um ein stark von Konkurrenz um die Gewinnung von Fachkräften geprägtes Arbeitsfeld handelt: Auf einem ohnehin angespannten Fachkräftemarkt macht es die Arbeit mit teils sehr herausfordernden Kindern und Jugendlichen und eine durch Schicht-, Wochenend-, Bereitschaftsdienst erschwerte Vereinbarkeit von Familie und Beruf den Trägern oft nicht leicht, qualifiziertes Perso- nal zu finden und dauerhaft zu halten. Von dieser Situation sind sowohl Einrichtungen in ländlichen Regionen als auch in Ballungszentren betroffen. FACHKRÄFTE GEWINNEN UND QUALITÄT SICHERN IN DER STATIONÄREN JUGENDHILFE

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