Mitteilungsblatt_04_2023

MITTEILUNGSBLATT 04-2023 20 Ombudschaftswesen in Bayern Das Projekt „Ombudschaftswesen in Bayern“ wurde im Rahmen der ConSozial 2023 am 26. Oktober vorgestellt. Die Weiterentwicklung der Ombudschaft in der Kinder- und Jugendhilfe wird zurzeit bundesweit intensiv diskutiert und bekommt durch das Inkrafttreten des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes mit dem § 9a SGB VIII noch einmal neue Impulse. Bayern hat sich bereits zu Beginn des Jahres 2021 im Rahmen eines dreijährigen Modellprojekts auf den Weg gemacht, unterschiedliche Modelle ombudschaftlicher Beratung und Begleitung an drei Standorten zu erproben und wissenschaftlich begleiten zu lassen. Vorgestellt wurden im Rahmen des Vortrags fachliche Grundprämissen von Ombudschaft, Ergebnisse zur Inanspruchnahme ombudschaftlicher Beratung sowie Eckpunkte der zukünftigen ombudschaftlichen Strukturen in Bayern. Fachlich wurde die Bedeutung von unabhängiger Information, Beratung und Unterstützung von jungen Menschen und ihren Familien in Konflikten mit dem öffentlichen oder freien Träger der Jugendhilfe durch Ombudschaft hervorgehoben, um strukturelle Machtasymmetrien zu minimieren und Rechte der Adressatinnen und Adressaten zu stärken. Hinsichtlich der bisherigen Erfahrungen in der ombudschaftlichen Beratung wurde deutlich, dass bislang ein stetiger Anstieg der Inanspruchnahme an den Modellstrandorten zu beobachten ist. Es zeigt sich, dass Fachkräfte wichtige Multiplikatorinnen und Multiplikatoren im Zugang zu Ratsuchenden sind und Ratsuchende aus dem stationären Kontext der Hilfen zur Erziehung weiterhin einen der ombudschaftlichen Beratung bilden, obwohl durch den § 9a SGB VIII inzwischen alle Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe adressiert sind. Hinsichtlich der umgesetzten Handlungsstrategien im Kontext ombudschaftlicher Beratungen zeigt sich, dass es oftmals um Aufklärung zu rechtlichen Hintergründen und um Unterstützung im persönlichen Umgang mit der Konfliktsituation geht. Aber auch die gemeinsame Vorbereitung anstehender Gespräche oder Unterstützung beim Verstehen von Schriftverkehr wird oftmals realisiert. Des Weiteren zeigt sich auf Grundlage der erhobenen Daten, dass sich die meisten Anliegen mit wenigen Kontakten sowie innerhalb kurzer Zeit klären lassen. Hinsichtlich bedarfsgerechter ombudschaftlicher Strukturen für Bayern wird im Rahmen des Modellprojektes ein Modell mit regional verorteten Ombudsstellen in Verbindung mit einer übergreifenden landesweiten Unterstützungsstruktur diskutiert. In den regionalen Ombudsstellen soll zukünftig flächendeckend die ombudschaftliche Beratung der jungen Menschen und ihrer Familien erfolgen. Weiterer Arbeitsschwerpunkt soll die Netzwerkarbeit vor Ort sowohl mit fachlichen Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern als auch mit jungen Menschen und Selbstvertretungen sein. Zudem sollen ausgehend von den regionalen Arbeitsbezügen Impulse zur Qualitätsentwicklung im Sinne von „Lernen aus ombudschaftlichen Beratungen“ an der Schnittstelle zur Jugendhilfeplanung generiert werden. Im Rahmen der landesweiten Unterstützungsstruktur soll es in Ergänzungen dazu, um fachliche Beratung bei ombudschaftlichen Fragestellungen in der Fallarbeit, um Vernetzung und fachlichen Austausch für bayerische Ombudsstellen, übergreifende Öffentlichkeitsarbeit zum Thema sowie das Vorhalten von rechtlicher Kompetenz gehen, die bei Bedarf von Seiten der Ombudsstellen abgerufen werden können. Im Rahmen der Veranstaltung wurden anknüpfend an die Vorstellung der Inhalte vor allem zwei Fragen vertiefend diskutiert. Zum einen die Frage, innerhalb welcher Struktur und Trägerschaft das Modell den Anforderungen nach Unabhängigkeit und Weisungsungebundenheit am besten gerecht werden kann. Zum anderen die Frage, inwiefern die personellen Ressourcen sowie die Erfüllung sich zeigender Bedarfe finanziell realisierbar sind, verknüpft mit Überlegungen zu einem realistischen zeitlichen Horizont zur Implementierung einer entsprechenden flächendeckenden Struktur. Diesbezüglich gilt es den weiteren Verlauf des Modellprojektes sowie die notwenigen politischen Entscheidungen abzuwarten. Die Präsentation zum Vortrag kann auf der Seite des Veranstalters abgerufen werden: https://bit.ly/3us2UWo B E R I C H T E

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