Mitteilungsblatt_04_2023

MITTEILUNGSBLATT 04-2023 24 chend. „Es sollen Brücken gebaut werden, über die jede und jeder gehen kann“, bringt König die aktuellen Entwicklungen zur Erreichung unterschiedlichster Zielgruppen auf den Punkt. Er sehe es als Verantwortung, Auftrag und Potenzial der Politik an, hierbei als „Ermöglicherin“ für die Praxis aktiv zu sein. „Familienbildung – eine feste Größe der Jugendhilfe“ Professorin Dr. Henriette Engelhardt-Wölfler, Leiterin des ifb, erinnerte in ihrer Rede an die Anfänge des Förderprogramms, als ein Landtagsbeschluss im Jahr 2007 den Weg zur strukturellen Förderung und Weiterentwicklung der Familienbildung in Bayern ebnete. Mit 51 Projektstandorten und über 200 Familienstützpunkten, Stand heute, sei dieses Förderprogramm inzwischen zu einer festen Größe in der präventiven Jugendhilfe geworden. Es erfülle sie mit Stolz, dass das ifb von Beginn an als wissenschaftliche Begleitung einen Beitrag leiste, die Familienbildung voranzubringen. In diesem Zusammenhang dankte Engelhardt-Wölfler dem StMAS sowie den Fachkräften für die hervorragende und wertschätzende Zusammenarbeit über diesen langen Zeitraum. „Auch in Zukunft müssen wir, Wissenschaft, Politik und Fachpraxis, uns gemeinsam – Hand in Hand – verschiedenen Herausforderungen stellen“, appellierte Engelhardt-Wölfler und nannte als Beispiel die Integration von Geflüchteten, die nachhaltige Unterstützung von Alleinerziehenden und die Erreichbarkeit von Familien im ländlichen Raum. Hierfür wünschte sie allen unterstützende Rahmenbedingungen und ein bereicherndes Zusammenwirken. World-Café: Austausch mit Methode Wie geht Erfolgsmessung in der Familienbildung? Wie können wir inklusiv arbeiten? Wie erreiche ich Familien im ländlichen Raum? Welche Art von Öffentlichkeitsarbeit bringt uns weiter? Diese und andere aktuelle Fragen der Familienbildung diskutierten die Teilnehmenden am Nachmittag im World-Café. Dieses ist eine bewährte Methode, um Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen und um Kompetenzen und Erfahrungen zu bündeln. Das World-Café bietet die Struktur für fachlichen Austausch und ermöglicht so informelles Lernen. Mehrere angeleitete Gesprächsrunden in kleinen Gruppen bildeten den Rahmen, um Wissen zu teilen, Ideen zu generieren, Perspektiven zu beleuchten und „Hand in Hand“ kreative Lösungen für Eltern- und Familienbildung in den Kommunen zu erarbeiten. Die zentralen Ergebnisse und vielen Ideen wurden auf beschreibbaren Tischdecken festgehalten, in Form einer moderierten Abschlussrunde geteilt und im Anschluss als Dokumentation bereitgestellt. Perspektiven der Familienbildung Als Abschluss reflektierten Regina Neumann und Doris Lüken-Klaßen vom ifb sowie Ministerialrat Robert Höcherl vom StMAS mit den anwesenden Akteurinnen und Akteuren die Anfänge, Herausforderungen, Höhepunkte und Zukunftsthemen des Förderprogramms. Die unterschiedlichen Perspektiven bereicherten die moderierte Austauschrunde. Robert Höcherl war es in diesem Kontext ein großes Anliegen, allen Fachkräften der Koordinierungsstellen und Familienstützpunkten seine höchste Anerkennung für deren Arbeit und Wirken auszusprechen. Die Erfolge des Förderprogramms im Hinblick auf dessen Laufzeit, die Zunahme an Standorten und Familienstützpunkten und damit einhergehend die steigende Zahl erreichter Familien erfülle ihn mit Stolz. Diese Entwicklungen seien an das überaus große Engagement der involvierten Akteurinnen und Akteure in den Jugendämtern und Familienstützpunkten geknüpft und mit großer Unterstützung des Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS) und des ifbs möglich. „Nur durch das Zusammenspiel von verschiedenen Kräften sei dieses Programm realisierbar“. Auch Regina Neumann und Doris Lüken-Klaßen berichteten über das effektive, interdisziplinäre Zusammenwirken aller Beteiligten. Durch das Förderprogramm hätte sich die Familienbildungslandschaft in Bayern in den vergangenen zehn Jahren weiterentwickelt, professionalisiert, vernetzt und strukturell ausgebaut. Die beiden Forscherinnen griffen auch aktuelle Anliegen der Anwesenden auf, die es perspektivisch, nachhaltig und interdisziplinär zu verfolgen gilt. Als Beispiel nannte Neumann personelle Fluktuationen. „Diese verlangsamen die nachhaltige strukturelle Weiterentwicklung. Für die Zukunft wünsche ich mir daher gut ausgestattete und dauerhafte Stellen in der Familienbildung.“ Lüken-Klaßen setzte abschließend ein Statement für die umfassende Öffnung der Familienbildung: „Wenn wir wirklich alle erreichen wollen, also auch Alleinerziehende, Geflüchtete, Menschen mit besonderen Bedürfnissen, dann reicht es nicht zu sagen ‚Wir sind offen für alle‘“. Es brauche auch ehrliche Reflektionen und strukturelle Anpassungen: andere Angebote, andere Zugangswege – und letztendlich auch mehr Ressourcen und gemischte Teams, damit Familienbildung alle Familien erreicht. B E R I C H T E

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