Mitteilungsblatt_04_2023

MITTEILUNGSBLATT 04-2023 3 • Die Diskussion um eine Profilschärfung der Jugendhilfeplanung wird seit Beginn des SGB-VIII-Reform- prozesses wieder verstärkt geführt. Damit wurde erneut eine Debatte angestoßen, welche das Bundesjugendkuratorium bereits im Jahr 2012 mit Blick auf die Vielfalt der Planungsherausforderungen und der Forderung nach einer „Neuaktivierung und Profilierung der Jugendhilfeplanung“ angeregt hatte (vgl. BjK 2012: 12). Insgesamt konnten 74 ausgefüllte Fragebögen in der Auswertung berücksichtigt werden. Davon haben 57 Befragte (= 77 %) angegeben, Jugendhilfeplanungsfachkraft in einem Landkreis und 17 Befragte (= 23 %), Planungsfachkraft in einer kreisfreien Stadt zu sein. Zum Profil der Jugendhilfeplanungsfachkräfte In der Fachliteratur herrscht Einigkeit darüber, dass sich der Aufgabe ‚Jugendhilfeplanung‘ das gesamte Jugendamt zu stellen hat. Anders gesagt: Jugendhilfeplanung ist mehr als die Tätigkeit der Fachkraft.1 Auch wenn es sich um eine Querschnittsaufgabe im Jugendamt handelt, braucht es klare Verantwortlichkeiten und benannte Ansprechpersonen, welche die Umsetzung der Planung – in der Regel in einer Matrixorganisation2 – koordinieren und gewährleisten können. Das heißt, es braucht mit zeitlichen und sachlichen Ressourcen ausgestattetes Personal, um Planungsprozesse inhaltlich und organisatorisch vorzubereiten und zu unterstützen. Nach Merchel benötigen Planungsfachkräfte dafür ein sehr breites Kompetenzprofil, welches nur auf der Grundlage einer umfassenden Berufserfahrung in der Kinder- und Jugendhilfe erworben werden kann (vgl. Merchel 2016: 140). Tatsächlich zeigen jedoch die Befragungsergebnisse, dass 43,5 % der befragten Planungsfachkräfte vorher nicht im Jugendamt tätig waren. Darüber hinaus ist das Arbeitsfeld von einer hohen Fluktuation geprägt. Gut die Hälfte der Befragten arbeitet weniger als drei Jahre in diesem Arbeitsbereich. Für das ZBFS-Bayerisches Landesjugendamt spiegelt sich dies sowohl im Fortbildungsbedarf als auch im thematischen Austausch wider. In beiden Formaten hat die Basisqualifizierung an Bedeutung gewonnen. Verteilung der Antworten auf die Frage „Wie lange arbeiten Sie bereits als Jugendhilfeplanungsfachkraft?“ Ressourcenausstattung und Stellenbesetzung Um ein genaueres Bild von den Rahmenbedingungen der Jugendhilfeplanung zu bekommen, sollten die Befragten folgende Angaben machen: Zeitliche Ressourcen, externe Unterstützung, Zuständigkeiten, Verortung der Stelle und gegebenenfalls weitere Aufgaben im Jugendamt. Dabei wird deutlich, dass sich die konkrete Ausgestaltung der Planungstätigkeit in Bayern sehr unterschiedlich gestaltet. Vergleichsweise viele Fachkräfte bewerten die vorhandenen zeitlichen Ressourcen als „mangelhaft“ oder „ungenügend“. Umgekehrt vergeben weniger als ein Viertel der Befragten die Note „sehr gut“ oder „gut“. Insgesamt ergibt sich bei der Bewertung der zeitlichen Ressourcen die Note 3,6. Knapp zwei Drittel der Befragten geben an, für alle Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe planerisch zuständig zu sein. Mehrheitlich gibt es mittlerweile in den Jugendämtern auch eigene Stellen für das Finanz- und/ oder Fachcontrolling. Gut zwei Drittel der Planungsfachkräfte sind – wie in der Fachliteratur empfohlen – als T H EMA 1 Vgl. auch Kunkel et al., LPK-SGB VIII, § 80 Rn 22-23; Merchel 2016: 155; Schön 2022: in Wiesner et al., Kinder- und Jugendhilfe, Rn 36. 2 Eine Matrixorganisation ist eine mehrdimensionale Organisationsstruktur, bei der Aufgaben auf mehrere Abteilungen, Teams oder Mitarbeitende verteilt sind. Konkret: Die Jugendhilfeplanung verläuft „quer“ zur eigentlichen Linienorganisation, um zu gewährleisten, dass unterschiedliche Interessen und Anliegen im Planungsprozess berücksichtigt werden. Abbildung 2: Eigene Berechnung und Darstellung. Quelle: Befragung der bayerischen Jugendhilfeplanungsfachkräfte. weniger als 1 Jahr 22,6 % 1 bis unter 3 Jahren 29,0 % 3 bis unter 5 Jahren 8,1 % 5 bis unter 10 Jahren 17,7 % 10 Jahre oder länger 22,6 % Wie lange arbeiten Sie bereits als Jugendhilfeplanungsfachkraft? (N=62) 8,6 % 28,6 % 38,6 % 12,9 % sehr gut gut befriedigend ausreichend ma Wie bewerten Sie alles in allem die Rahmenbedingungen für die Jugendhilfeplanung in Ihrem Jugendamt? (N=72) Abbildung 1: Eigene Berechnung und Darstellung. Quelle: Befragung der bayerischen Jugendhilfeplanungsfachkräfte 2023.

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