Verfahrenslotse
Der Verfahrenslotse gem. § 10b SGB VIII ist seit 01. Januar 2024 als neues Stellenprofil in den örtlichen Trägern der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe verankert.
In Bayern konnten im Zuge der vorzeitigen Umsetzung des Verfahrenslotsen im Rahmen eines Modellprojektes an zehn Standorten bereits Erfahrungen mit den Potenzialen dieses Stellenprofils sowohl für die Zielgruppe junger Menschen mit (drohender) Behinderung als auch für die Weiterentwicklung der Organisation „Jugendamt“ gesammelt werden.
Rechtsgrundlage
Sozialgesetzbuch (SGB) - Achtes Buch (VIII) - Kinder- und Jugendhilfe
§ 10b Verfahrenslotse
Aufgaben des Verfahrenslotsen
Der Verfahrenslotse ist gem. § 10b SGB VIII mit zwei unterschiedlichen Aufgaben für zwei verschiedene Adressaten(gruppen) ausgestattet:
Im Einzelfall begleitet und unterstützt er junge Menschen mit (drohender) Behinderung, deren Mütter und Väter sowie Personensorge- und Erziehungsberechtigte unabhängig bei der Antragsstellung, Verfolgung und Wahrnehmung von Leistungen der Eingliederungshilfe (§ 10b Abs. 1 SGB VIII). Die Begleitung und Unterstützung realisiert sich häufig im beratenden Setting.
Parallel dazu unterstützt der Verfahrenslotse einzelfallübergreifend den örtlichen Träger der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe bei der Zusammenführung der Leistungen der Eingliederungshilfe für junge Menschen in dessen Zuständigkeit (§ 10b Abs. 2 SGB VIII). Damit kann dieses Stellenprofil einen Beitrag zur Unterstützung des Transformationsprozesses der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe leisten. Als Instrument hierzu wird ein halbjährliches Berichtswesen etabliert, in dem der Verfahrenslotse über Erfahrungen der strukturellen Zusammenarbeit mit anderen Stellen und öffentlichen Einrichtungen, insbesondere anderen Rehabilitationsträgern informiert.
Aufgaben des Landesjugendamts
Das ZBFS-Bayerisches Landesjugendamt unterstützt die örtlichen Jugendämter durch Beratung in besonders schwierig gelagerten Einzelfällen. Die Beratung erfolgt auf Anfrage der örtlichen Jugendämter. Hinzu kommen die Entwicklung fachlicher Empfehlungen bzw. anderweitiger Fachveröffentlichungen sowie die Durchführung von Fortbildungen und Fachveranstaltungen. Zur vorzeitigen Erprobung und Umsetzung begleitete das ZBFS-Bayerisches Landesjugendamt das Modellprojekt "Verfahrenslotsen" in der Kinder- und Jugendhilfe.
Fachbeiträge und Publikationen
ZBFS-Bayerisches Landesjugendamt (2024): Fachliche Empfehlungen zur Umsetzung des Verfahrenslotsen nach § 10b SGB VIII
Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ): Inklusion gestalten! Wie inklusive Hilfen zur Erziehung möglich werden können. Berlin 2022
Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter: 157. Empfehlung zur Umsetzung des Verfahrenslotsen nach § 10b SGB VIII. Wiesbaden 2022
Deutsches Institut für Jugendhilfe und Familienrecht e. V. (DIJuF): Positionspapier zum Verfahrenslotsen - § 10b SGB VIII. Heidelberg 2022
Eilers, Friederike: "Impu!se – Der Verfahrenslotse gemäß § 10b SGB VIII - Impulse für die Anforderungen und Umsetzung der neuen Aufgabe". AFET e.V. Newsletter Impu!se 10/2022. Hannover 2022
Fingerhut, Marie: Beginn des bayerischen Modellprojekts "Verfahrenslotsen" in der Kinder- und Jugendhilfe. ZBFS – Bayerisches Landesjugendamt Mitteilungsblatt 04/2022. München 2022
Leimbeck, Jessica: Bayerisches Modellprojekt "Verfahrenslotsen". In: ZBFS - Bayerisches Landesjugendamt. Mitteilungsblatt 2/2023. S. 12-17.
Leimbeck, Jessica; Fingerhut, Marie (2023): Bayerisches Modellprojekt "Verfahrenslotsen" in der Kinder- und Jugendhilfe. Erste Erfahrungen und Ergebnisse. In: Das Jugendamt. 96. Jg. Heft 12. S. 565-573.
Leimbeck, Jessica (2024): Der Verfahrenslotse als Wegweiser im Prozess der inklusiven Öffnung – zentrale Erkenntnisse aus dem bayerischen Modellprojekt. In: Forum Jugendhilfe. 01/2024. S. 44-49.
Leimbeck, Jessica (2024): Bayerisches Modellprojekt "Verfahrenslotsen" in der Kinder- und Jugendhilfe. In: Kieslinger, Daniel; Lohse, Katharina; Owsianoswski, Judith (Hrsg.): Verfahrenslotsen – Zwischen unabhänger Beratung und Organisationsentwicklung. Funktion, Rolle, Best Practice. Freiburg im Breisgau: Lambertus. S. 181-202.