Thema
Neben expliziten und impliziten Wissen gibt es aber noch weitere, die öffentliche
Verwaltung betreffende, Formate von Wissen. Bumiller et al. (2015, S. 17) unterschei-
den hierbei folgende:
– Orientierungswissen (z. B. als Wissen über Ziele, Strategien und Werte einer
Verwaltungsorganisation),
– fachspezifisches Wissen (z. B. als Wissen aus der schulischen, beruflichen oder
wissenschaftlichen Grundausbildung),
– allgemeines Verwaltungswissen (z. B. als Wissen über rechtliche und verwal-
tungspraktische Abläufe),
– Erfahrungswissen (z. B. als Wissen aus der Praxis, aus Projekterfahrungen, aus
Krisen oder selbst erlebten Führungssituationen),
– Umfeldwissen (z. B. Wissen über regionale und lokale Besonderheiten) und
Methodenwissen (z. B. Wissen zur Anwendung in Kommunikationssituationen
oder für den Einsatz von EDV).
Letztlich handelt es sich aber auch hierbei im Kern um explizites und implizites
Wissen.
Probst, Raub & Romhardt (2012, S. 23) bezeichnen Wissen daher als „die Gesamtheit
der Kenntnisse und Fähigkeiten, die Individuen zur Lösung von Problemen einsetzen.
Dies umfasst sowohl theoretische Erkenntnisse als auch praktische Alltagsregeln und
Handlungsanweisungen. Wissen stützt sich auf Daten und Informationen, ist im Ge-
gensatz zu diesen jedoch immer an Personen gebunden. Es wird von Individuen kon-
struiert und repräsentiert deren Erwartungen über Ursache-Wirkungs-Zusammen-
hänge.“
Gelingt es also den Jugendämtern mit den unterschiedlichen Formaten von Wissen
adäquat umzugehen, profitieren nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie
Vorgesetzte, sondern auch Klienten, externe Akteure und Kooperationspartner, weil
Wissensmanagement darauf abzielt, Doppelarbeiten und Doppelablagen zu vermei-
den und funktionsfähig im jeweiligen Fachgebiet zu bleiben, die Leistungsfähigkeit
zu steigern, aber auch zu erhalten, wenn ein Mitarbeiter beispielsweise aufgrund
einer länger andauernden Erkrankung abwesend ist oder ein Stellenwechsel bevor-
steht.
Wissensmanagement als Instrument zur effektiven und effizienten Nutzung der Wis-
sensarten
Reinmann-Rothmeier (2000, S. 5) beschreibt Wissensmanagement als „den systema-
tischen und begründeten Umgang mit Wissen als Wirtschafts-, Arbeits- und Human-
ressource, wobei ‚Umgang‘ sowohl die Bereitstellung und Gestaltung von Rahmen-
bedingungen, Methoden und technischen Werkzeugen als auch die Optimierung von
technischen, organisationalen und mentalen Prozessen meint“. Wenn Wissen sinn-
voll gespeichert, bewahrt und abgelegt wird, kann es im Bedarfsfall abgerufen wer-
den. Wissen bleibt damit in der Organsiation erhalten und kann deren Handlungs-
fähigkeit bewahren und steigern. Allerdings muss hierfür eine Systematik geschaffen
werden, die Wissen sinnvoll vereint, managt und letztlich weiterentwickelt.
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BLJA Mitteilungsblatt 1/16