Finanzielle Bildung – finanzielle Alltagskompetenz?
Wie wird finanzielle Allgemeinbildung festgestellt? In den meisten Fällen durch Tests
zum Verständnis von Zinsen, Inflation und Diversifikation, des Begriffs „Rendite“, der
Rolle der EZB im Blick auf die Sicherung der Preisstabilität, des Börsengeschehens etc.
Finanzielle Alltagskompetenz bedeutet u.E. jedoch deutlich mehr – auf unterschiedli-
chen Ebenen:
Wissen
- Recht (Vertrag, Verbraucherrechte, Urheberrecht, etc.)
- Werbe- und Verkaufsstrategien von Wirtschaftsakteuren
- Budgetplanung und Kostenkalkulation (erstes Auto / Wohnung)
- Unabhängige und seriöse Informationsquellen
Bewusstsein
- Eigene finanzielle Ressourcen und Grenzen
- Reflexion des Konsumverhaltens
- Gefühl für eigene Wünsche und Bedürfnisse
Verhalten
- Konsumverhalten bezieht auch ethische und ökologische Kriterien mit ein
- Alltagsbewältigung auch mit knappen finanziellen Mitteln möglich
- Selbstbewusste und informierte Kaufentscheidungen
CASHLESS-MÜCHEN möchte in seinen Präventionsveranstaltungen diese Ebenen
ganzheitlich mit einbeziehen.
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BLJA Mitteilungsblatt 3/16
Info
Anschließend an die obengenannten finanziellen Alltagskompetenzen hat
CASHLESS-MÜNCHEN folgend Ziele:
- Sensibilisierung für die Themen Geld und Schulden
- Förderung einer selbständigen verantwortlichen Finanzplanung
- Förderung einer kritischen Konsumhaltung
- Förderung von finanzieller Alltagskompetenz
- Zugänge zu Hilfsangeboten wie der Jugendschuldnerberatung schaffen
- Erkennen der eigene Ressourcen und der eigene Grenzen
- Erweiterung von Handlungsspielräumen als mündige Verbraucher
Gestartet ist CASHLESS-MÜNCHEN 2005 mit Jugendlichen in der beruflichen Bil-
dung. Diese Gruppe verfügt zum einen schon über ein eigenes regelmäßiges Ein-
kommen, zum anderen ist sie – bald oder bereits – volljährig. Somit sind die Ju-
gendlichen voll geschäftsfähig, haben Zugang zu Krediten, Finanzierungskäufen
und befinden sich an der Schwelle zur finanziellen Selbstständigkeit. Der Bedarf
an praktisch anwendbarem Wissen ist daher besonders hoch. Seit 2008 ist
CASHLESS-MÜNCHEN zusätzlich an Mittelschulen und seit 2014 an Grundschulen
aktiv. Außerdem führt CASHLESS-MÜNCHEN Veranstaltungen für Jugendliche in
beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen (BvJ, BvB, abH etc.) und in Einrichtungen
der Jugendhilfe (Betreutes Wohnen, Einrichtungen für unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge u. a.) sowie dem Jugendarrest durch.
In methodisch abwechslungsreicher, lebensweltorientierter Form werden gemein-
sam mit den Teilnehmenden die Themen erarbeitet, die erste längerfristige finan-
zielle Verpflichtungen bzw. Überschuldungsrisiken in sich bergen, wie zum