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Der Beitrag von Dr. Tilly Lex (stellv. Leiterin des Forschungsschwerpunkts Über-
gänge im Jugendalter, DJI) befasste sich zunächst mit der Definition von Ausbil-
dungsabbruch: So gibt es unterschiedliche Formen der Vertragslösungen, die
entweder zu einem erneuten Aufgreifen eines Ausbildungsberufs führen, zu einem
Wechsel des Ausbildungsbetriebs oder sogar zum endgültigen Ausscheiden aus dem
Ausbildungs- oder bzw. und Erwerbsleben. Im weiteren Verlauf ihres Referats skiz-
zierte sie die bundesweite Entwicklung der Lösungsquoten, Vertragslösungen nach
bestimmten Merkmalen sowie Ursachen und Gründe – aus Sicht der Auszubildenden
und aus Sicht der Betriebe.
Ferner bilanzierte die Referentin des DJI die Ausbildungsberufe mit den niedrigsten
und höchsten Vertragslösungsquoten aus Handel- und Handwerk im Jahr 2013 auf
Bundesebene und stellte abschließend die Münchner Schulabsolventen-Längs-
schnittstudie vor. Forschungsergebnis war hier insbesondere, dass trotz zahlreicher,
fragmentierter Übergangsverläufe, die Jugendlichen eine stark ausgeprägte Orientie-
rung an den Vorstellungen der „Normalbiografie“ bzw. am Normalarbeitsverhältnis
haben. Außerdem betonte die Referentin, dass gerade vorzeitige Vertragslösungen
immer ein hohes Maß an gesundheitlichen und psychosozialen Belastungen nach
sich ziehen.
Nach den beiden theoretischen Grundlagenvorträgen konkretisierte Oliver Selmikat
(langjährige JaS-Fachkraft an der Johann-Bierwirth-Schule in Memmingen) den Auf-
trag der Jugendsozialarbeit bei drohenden oder bereits eingesetzten Ausbildungsab-
brüchen und untermauerte seine Thesen mit eigenen praktischen Erfahrungen und
Ergebnissen einer eigens für die Veranstaltung erhobenen Umfrage zum Thema Aus-
bildungsabbrüche bei seinen Schülerinnen und Schülern, deren Eltern und den be-
treuenden Lehrkräften: Trotz der zahlreichen Anstrengungen und Anforderungen, die
ein Ausbildungsabbruch für alle beteiligten (und hier befragten) Akteure bereitet, be-
sticht besonders die Zufriedenheit mit der Jugendsozialarbeit an beruflichen Schu-
len. Natürlich handele es sich nicht um eine repräsentative Studie, dennoch wäre es
beruhigend zu wissen, wie sehr JaS bei Schülern und deren Eltern akzeptiert sei und
diese gerade die wertefreie, objektive und sehr zuverlässige Beratung schätzen wür-
den, so der Referent aus der Praxis. Abschließend fasste er zusammen: „Die JaS-
Fachkräfte an beruflichen Schulen sind wichtige ‚Lotsen‘ zwischen den Systemen
Schule, Jugendhilfe und Arbeitswelt. Ohne sie könnte eine ganzheitliche Integration
in den Arbeitsmarkt nicht erfolgen und potentielle Ausbildungsabbrüche nicht recht-
zeitig und vor allem wirksam verhindert werden.“
Im zweiten Teil der Veranstaltung
wurde in drei Workshops konkret
der Frage nachgegangen, wie eine
individuelle Hilfe und Unterstüt-
zungsleistung vonseiten der JaS für
die potentiellen Schulabbrecherin-
nen und -abbrecher aussehen kann.
Die Teilnehmerinnen und Teilneh-
mer konnten sich im Workshop
„Rechte & Pflichten für Auszubil-
dende und wie man Ausbildungsab-
brüche frühzeitig vermeiden kann!“
bei Matthias Braun (Referent der
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BLJA Mitteilungsblatt 2/16
Schüler
Neutraler
Unterstützer
Orientierungshilfe
Informationen
Lehrkräfte
Abbrecher
kümmern
Kompetenter
Partner
Ausschnitt
einiger
Erwartungsträger
an JaS
Ausbildungsabbruch
Träger
Erfüllung des
Auftrages- JaS
Berufsausbildung
abschließen
Ausbilder
Hilfestellung
Kontakt zum
Schüler
Gemeinsame
Lösung
Eltern
Hilfe bei eigenen
Fragen
Umgang mit
Ängsten
Schulleitung
Abgeschlossene
Berufs-
ausbildung
Kooperations-
partne
r
Zuständigkeiten
SGB II / SGBIII
Jugendamt § 13
SGB VIII
Eingliederung
Arbeitswelt
Schutzauftrag
§ 8a