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I N F O

Wie können Eltern ihr Kind medienkompetent erzie-

hen?

In erster Linie ist das

Begleiten

wichtig und das

genaue

Hinschauen

,

Interesse zeigen, neugierig sein

. Damit

meine ich nicht, dass man alles gemeinsam mit dem

Kind machen muss, denn Kinder brauchen später auch

ihren Freiraum. Aber sie müssen das Gefühl haben,

dass man sich für das interessiert, was sie machen.

Anschlusskommunikation

ist extrem wichtig! Je früher

man damit anfängt, mit den Kindern über die Medien

zu sprechen, desto einfacher ist es später, wenn die

größeren Probleme auftreten und die Pubertät kommt.

Es ist wichtig, die

Bedürfnisse wahrzunehmen und

nicht den Medienkonsum abzuwerten

. Ich muss-

schauen, was dahinter steckt, z. B. warum mein Sohn

so lange spielt. Oft können die Kinder das auch ganz

gut ausdrücken, wenn man sich für sie interessiert.

Zum anderen gilt – wie auch der Autor und Erziehungs-

experte, Jan-Uwe Rogge, schon gesagt hat – „

Vorle-

ben ist wichtiger als Vorlabern

“. Weil sich die Kinder

von uns viel abschauen, z. B. die Smartphone-Nutzung.

Wenn man als Erwachsener die ganze Zeit am Handy

hängt, ist es für das Kind unverständlich, warum es

selbst dies nicht darf.

Welches ist das beste digitale Medium, um langsam

mit den Kindern den Einstieg in die digitale Welt zu

üben? Die meisten werden wohl nach wie vor klas-

sisch mit dem Fernsehen beginnen? Wie ist es mit

Smartphone und Tablet?

Ich finde, man muss es gar nicht wirklich üben, denn

die Technik haben die Kinder und Jugendlichen ganz

schnell drauf. Das zeigt sich auch schön im Vergleich

mit dem Großeltern, wenn der 10-Jährige das Smart-

phone sofort versteht. Da mache ich mir gar keine Sor-

gen.

Und ich halte nach wie vor die Lanze hoch fürs

Fernse-

hen

. Weil ich glaube, dass die Themen, die die Kinder

mit diesem Medium verarbeiten, wichtig sind. Das

wird auch in Zukunft so bleiben, auch wenn sich viel

aufgrund der Flexibilität durch Streaming-Anbieter und

Mediatheken verändern wird. Das „19 Uhr-Sandmänn-

chen“ wird es wohl nicht mehr sein, aber die Faszina-

tion des Fernsehens, der Bilder und der Geschichten

und die praktischen Tipps der Inhalte, das wird so

schnell nicht weggehen.

Und es ist immer wichtig zu schauen, wie ich es selbst

im Haushalt praktiziere. Wenn viel über das Tablet ge-

macht wird, dann kann das Kind natürlich auch übers

Tablet eine Geschichte anschauen. Ich finde es sehr

wichtig, dass es

alltagsnah

ist und nicht nach dem

Motto: Wir müssen unser Kind fit machen für die Digi-

talisierung und dann nehmen wir diese Lernspiele

drauf und dann üben wir das jeden Tag. Weil üben

muss man ja für die Schule schon genug.

Wichtig ist es, Kinder nicht künstlich davon wegzuhal-

ten, sie aber auch nicht künstlich heranzuführen.

Jedes

Medium bietet viele Chancen, Kinder in ihrer Entwick-

lung zu unterstützen.

Ab wann kann ich meinem Kind das erste eigene

Smartphone geben? Ist da die Grundschule noch zu

früh?

Das kommt ganz aufs Kind an. Die wichtige Frage ist

immer: Ist es

alt und reif genug

, die Verantwortung für

das Gerät zu tragen? Da sollte man sich überlegen, ob

es vielleicht nur darum geht, dass ich als Mutter oder

Vater mein eigenes Sicherheitsbedürfnis befriedige.

Das sollte nicht der Grund sein, warum ich es meinem

Kind gebe.

Ich kenne genug Kinder in der 5. Klasse, die ihre Eltern

gebeten haben, ihnen das Gerät wieder wegzunehmen,

oder auch die Eltern als „Ausrede“ benutzt haben,

wenn es ihnen zu viel wurde. Diese zahllosen Whats-

App-Nachrichten oder Handyspiele, das ist manchen

zu viel, damit können sie noch gar nicht umgehen.

Manchmal hilft es auch, wenn die Eltern ihnen ein Zeit-

limit geben, das können sie dann so an die Freunde

weitergeben als Begründung, warum sie jetzt nicht ant-

worten oder spielen.

Ich sehe aber auch, dass das an Grundschulen zu-

nimmt. Ich war an einer Schule, wo mehr als die Hälfte

der Kinder einer 3. Klasse ein Handy hatte. Man muss

sich darüber bewusst sein, warum sie ein Handy

haben: Ist es die WhatsApp-Geschichte, die viel Druck

macht und durch die Streitereien losgehen können,

oder geht es um die Familienorganisation, z. B. bei Al-

leinerziehenden? Wenn ich so mit meinem Kind in

Kontakt bleiben kann, um ihm zu sagen, dass ich län-

ger arbeiten muss, dann reicht vielleicht auch ein Tas-

tenhandy.

Zur Frage, ob heutzutage alles digital sein muss: Ech-

tes Buch oder E-Book?

Es gibt bestimmte Kinder, die sehr von Technik faszi-

niert sind, Jungs und Mädchen gleichermaßen. Diese

kann ich manchmal

durch die Technik auch zum Buch

locken

. Und dann gibt es die Vielleser, die so viel

lesen, dass einem irgendwann der Platz im Bücherre-

gal ausgeht, da macht ein E-Book auch Sinn.

MITTEILUNGSBLATT

03-2018