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I N F O
Ich bin in den sozialen Netzwerken, in denen meine
Kinder sind (Snapchat, Instagram, Musical.ly oder
YouTube), nicht angemeldet und kenne mich auch
überhaupt nicht mehr aus. Wie kann ich mein Kind
trotzdem beschützen?
Aktiv sein muss ich nicht, ich sollte mich aber anmel-
den. Nicht um mein Kind zu kontrollieren, sondern
damit ich es mir einfach einmal angeschaut habe, was
dort passiert, damit ich die ganzen Instagram-Fitness-
Körperbilder auch mal gesehen habe und weiß, in wel-
cher Eindrücklichkeit das dort passiert. Oft ist die
Altersangabe ein Richtwert, aber meistens macht es
Sinn, Kinder nicht vorher darauf zu lassen. Ich hatte
das im Bekanntenkreis, wo eine Achtjährige, nachdem
sie mit der älteren Cousine auf Instagram Bilder mit
Thigh Gap (dt. Oberschenkellücke, Anm. der Redak-
tion) angeschaut hat, aufgehört hat zu essen, weil sie
dachte, sie sei zu dick, was sie natürlich nicht war. Kin-
der sind sehr sensibel, nicht nur die Mädchen, sondern
auch die Jungen. Und da kann man überlegen, was
man seinem Kind ersparen möchte.
Also anmelden ja, befreunden auch?
Das würde ich tatsächlich nicht machen. Deswegen
sind die Kinder ja alle nicht mehr auf Facebook, weil
sie nicht sehen wollen, was die Eltern posten. Das war
ja schon immer wichtig für die Jugend, dass man
einen elternfreien Raum für sich hat. Deshalb ist es
wichtig, sie vorher mit dem „Handwerkszeug“ auszu-
statten, dass sie sich dort sicher bewegen können. Also
ein
Grundwissen zum Thema Datenschutz
mitzuge-
ben, dass sie wissen, was gepostet werden kann und
was nicht. Auch zum Thema „
Mobbing
“ aufzuklären.
Diese Einführung mit dem Handy müssen Eltern ja
nicht unbedingt selber machen. Falls man sich selbst
nicht so gut auskennt, dann kann man gerne Ver-
wandte oder Freunde mit ins Boot holen.
Wir als Eltern sind beruflich bedingt sehr oft am Lap-
top / Tablet / Smartphone. Unserem Kind erlauben
wir aber maximal eine Stunde täglich am Smartphone
bzw. Tablet. Wie schaffen wir es, unserem Kind trotz-
dem ein gutes Vorbild in Sachen Mediennutzung zu
sein?
Selbstreflexion
ist wichtig. Es gibt verschiedenen Mög-
lichkeiten mit der ganzen Familie zu überlegen, wie
lange man selbst und wie lange die Kinder am Handy
sind. Wichtig ist es auch, feste Familienzeiten einzuhal-
ten, wo das Handy einfach nicht dabei ist, beim Essen
beispielsweise. Man soll sich gut überlegen, wann das
Handy denn wirklich gebraucht wird, und wann es nur
ein Zeitvertreib ist. Wenn es einem selbst hilft, dann
kann man auch eine Art
„Handygarage“
einführen, wo
die Handys alle für eine bestimmte Zeit geparkt wer-
den. Dann sind sie auch
aus dem Blickfeld
. Das ist
auch wichtig bei kleinen Kindern: Wenn das Tablet da
ist, dann ist es automatisch auch interessant, wenn es
nicht gesehen wird, ist es weniger interessant.
Ich glaube, mein Kind ist handysüchtig! Wenn es da-
heim ist, ist es mit dem Smartphone verwachsen. Es
sagt aber, dass alle Freunde ständig am Handy sind.
Das muss so sein, sonst wird man ausgegrenzt. Was
kann ich tun?
In der Pubertät werden die sozialen Grundbedürfnisse
nach
Autonomie, Kompetenz und sozialer Integration
immer stärker. In der Peergroup liegt der Fokus auf
den
sozialen Bedürfnissen
. In der Schule fehlt oft die
Zeit, sich zu unterhalten, das wird dann am Nachmittag
nachgeholt. Ich kann als Eltern anbieten, mein Kind zu
den Freunden zu fahren, da ist das Handy dann weni-
ger interessant. Süchtig wird ein Kind, wenn sie / er
eines der Grundbedürfnisse nur noch mit diesem einen
Medium erfüllen kann. Wenn ich weiß, dass mein Kind
das starke Bedürfnis nach sozialer Integration hat, also
Teil einer Gruppe zu sein, dann würde ich gemeinsam
überlegen, wie sich das Bedürfnis auch anders erfüllen
lässt.
Das Interview mit Dr. Senta Pfaff-Rüdiger führte Chris-
tine Bulla.
Das vollständige Interview ist auf EiN abrufbar, hier
(www.elternimnetz.de/kinder/erziehungsfragen/me-dien/medienpaedagogin-interview.php) lesen Sie wei-
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03-2018