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T H EMA
prozess zu begleiten. Wie Matthias Fack gerade ausge-
führt hat: Obwohl das Thema Beteiligung junger Men-
schen in den unterschiedlichen Kontexten schon län-
ger auf der Tagesordnung steht bleibt es doch auch
eine permanente Herausforderung – erst recht wenn
man beginnt Beteiligung unter einer inklusiven Per-
spektive zu betrachten.
Dr. Kerstin Schröder:
Wie es aussieht werden auf Bun-
desebene aktuell in den Koalitionsverhandlungen zum
Rechtsanspruch von Schulkindern auf Ganztagsbetreu-
ung wichtige Weichen gestellt und auch das Thema
Kinderrechte soll im Grundgesetz verankert werden.
Dies kann je nach Ausgestaltung weitreichende Kon-
sequenzen für die Jugendhilfe haben und dann ist
auch der LJHA gefragt die Ausgestaltung bzw. Umset-
zung in Bayern fachlich zu begleiten und zu gestalten.
Aber auch das Thema Jugendhilfeplanung liegt mir be-
sonders am Herzen: Es gilt ihre strategische Bedeu-
tung für die Weiterentwicklung der Kinder- und
Jugendhilfe zu stärken. Wir brauchen hier eine Ver-
ständigung über Standards in der Praxis denn die je-
weilige Ausgangslage in unseren Ämtern ist noch sehr
unterschiedlich.
Petra Rummel:
Darüber hinaus habe ich natürlich weitere Vorstellun-
gen bzw. Ideen die ich gerne in den Ausschuss ein-
bringen möchte. Auch meiner Ansicht nach sollten wir
wesentlich systematischer als bisher einer datenbasier-
ten Jugendhilfeplanung vor Ort Beachtung schenken.
An dieser Stelle fällt mir sehr schnell das Stichwort
§ 36 SGB VIII – Hilfeplan – ein: Die Umsetzung kann
sich meines Erachtens noch flächendeckend optimie-
ren. Dazu haben wir ein Instrument z. B. die Sozialpä-
dagogische Diagnose. Nur wenn wir insgesamt gut
analysieren den Stand der Dinge kennen können wir
bedarfsorientiert auf die Notwendigkeiten der Kinder
Jugendlichen aber auch auf die der Fachkräfte einge-
hen.
In diesem Zusammenhang halte ich es außerdem für
notwendig eine regionale Vernetzung zu stärken sowie
Übergänge und Kooperationen zu gestalten. Die part-
nerschaftliche Zusammenarbeit öffentlicher und freier
Träger ist dabei Voraussetzung für eine bedarfsge-
rechte und nachhaltige Planung.
Sie sind teilweise schon seit langem Mitglied im LJHA
und können auf einen reichen Erfahrungsschatz in der
Arbeit des Gremiums zurück blicken.
Welche Arbeitsformen haben sich bewährt und gibt es
neue Formate, die Sie gerne aufgreifen würden?
Dr. Christian Lüders:
Ich gestehe an dieser Stelle noch
keine fertige Antwort parat zu haben. Wer die Ge-
schichte des LJHA kennt weiß dass er früher häufiger
getagt hat. Dann wurde der Sitzungsrhythmus auf drei
Sitzungen pro Jahr reduziert. Wenn ich mir die letzten
Sitzungen ansehe wenn ich zugleich die Vielfalt an an-
stehenden Themen mir vergegenwärtige dann wird
schnell sichtbar dass drei Sitzungen im Jahr eigentlich
nicht ausreichen um den Aufgaben des LJHA gerecht
zu werden. Wir werden uns also darüber verständigen
müssen wie wir mit dieser Situation umgehen. Gut ge-
fallen hat mir in der letzten Sitzungsperiode das For-
mat der Klausur. Wir sollten das wieder in den Blick
nehmen vielleicht nicht erst am Ende der Amtsperi-
ode.
Darüber hinaus wird aus meiner Sicht zu diskutieren
sein ob der LJHA nicht auch Formate wie Hearings
Fachgespräche oder ähnliches nutzen sollte. Aktuell
stehen an vielen Stellen sehr grundsätzliche Fragen zur
Debatte sodass der LJHA auch den Raum braucht
sich selbst erst kundig zu machen und eine Meinung zu
bilden.
Dr. Kerstin Schröder:
Daher schlägt das Grundlagenpa-
pier zu Recht vor auch andere Formate wie z. B. Fach-
tage zu nutzen. Das möchten wir als Vorstand auf
jeden Fall ausprobieren. Und wir brauchen bei man-
chen Themen auch einfach noch mehr Basis- bzw. Pra-
xiswissen wie z. B. zur Wirksamkeit der Kinder- und
Jugendhilfe. Hier ist der LJHA gefordert entspre-
chende Forschungsprojekte anzustoßen.
Petra Rummel:
Die Arbeitsform hat sich bewährt. In
Anbetracht der derzeitigen gesamtgesellschaftlichen
Herausforderungen – und damit verbunden die zahlrei-
chen zu bewältigenden Themen der Kinder- und Ju-
gendhilfe – können wir schlichtweg nicht alles intensiv
bearbeiten.
Von daher wünsche ich uns den Mut ganz gezielt
Schwerpunkte zu setzen und uns zu fokussieren. Be-
wusst einen Gegenpol zu „wir wollen alles schnell täti-
gen“ schaffen. Unter dem Leitprinzip Nachhaltigkeit
brauchen wir schlichtweg Zeit um auch eventuelle
Konsequenzen entsprechend berücksichtigen zu kön-
nen. Ich würde hier eine zusätzliche Klausurtagung des
LJHA begrüßen. Diese Methodik fördert meiner Mei-
nung nach sowohl normative Debatten als auch krea-
MITTEILUNGSBLATT
01-201