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Die ökonomisierte Kindheit und ihre Aus-

wirkungen auf die Familienbildung –

Wird das Zeitmanagement von Eltern zum

neuen Arbeitsfeld in der Jugendhilfe?

„Die Gesetzmäßigkeiten des Arbeitsmarktes werden heute immer unmittelbarer in

das Familienleben transportiert“ (Dammasch & Teising, 2015). Kindheit wird zuneh-

mend unter einem ökonomischen Gesichtspunkt betrachtet, und zwar zunächst von-

seiten der Politik und der Wirtschaft. Diese Botschaft wird mehr oder weniger

offensiv auf die Eltern übertragen, so dass diese einem nie dagewesenen Perfekti-

onsdruck ausgesetzt sind. Es gibt heute so viele Elternkurse, Fachbücher und Erzie-

hungszeitschriften wie nie zuvor. Bisher stand der Bereich Familie für den Rückzug in

das Private und war ein Ort der Muße, der ureigenen Traditionen, der Regeln und

Werte. Das Familienbild heute ist ein anderes: „Die Familie als traditionelle Gegen-

kraft zum wirtschaftlichen Denken gerät durch die Technologisierung der Kinderzim-

mer und die Flexibilisierungsanforderungen an Vater und Mutter zunehmend unter

Optimierungsdruck“ (ebd.).

Aber wie passen Flexibilität und Stabilität zusammen?

Wie kann kindliche Entwick-

lung außerhalb des familiären Schutzraumes funktionieren?

Wie „Familien-freund-

lich“ ist Familienfreundlichkeit, wenn damit 24-Stunden-KiTas und entsprechend

7-Tage-Wochen der erwerbstätigen Eltern gemeint sind?

Eine Familie baut auf Bindung und Stabilität – der moderne Kapitalismus erfordert

hingegen Kampf und maximale Mobilität

“ schreibt der Philosoph Dieter Thomä in

der Zeitschrift GEO Wissen (10/2015). Familie und Beruf verhielten sich zueinander

„wie Feuer und Wasser“, so Thomä weiter.

So war noch vor zehn Jahren eine Mutter, die Zuhause blieb und ihr Kind mit drei

Jahren in den Kindergarten gab, die Normalität. Heute ist in weiten Teilen Bayerns

das Bild ein völlig anderes: Von 2002 bis 2015 hat sich

Zahl der Betreuungsangebote

für Kinder unter drei Jahren fast verzehnfacht

(StMAS, 2016).

Auch die Väter fühlen sich zunehmend für die Kindererziehung verantwortlich. Die

Zahlen der Elterngeldanträge für Väter in Bayern steigen kontinuierlich: Im Jahr 2013

beantragten 35,8 % der Väter Elternzeit, womit Bayern deutschlandweit an der Spitze

liegt (DESTATIS, 2013).

Rund dreiviertel der Paare nehmen zwei Monate lang gemeinsam Elternzeit.

Dennoch kommt auch hier schnell der berufliche Druck ins Spiel. Von den Vätern, die

Elternzeit nehmen, dauert diese für rund 80 % nur zwei Monate, ca. 12 % der Väter

bleiben drei bis sieben Monate zu Hause und nur 7 % ein ganzes Jahr – gegenüber

90 % der Mütter. „Zuhause bleibt also, wer nicht arbeitet.“ Übrigens: je jünger, umso

mehr Väter bleiben zu Hause. Mit steigendem Alter wird die Zahl der Väter, die El-

ternzeit nehmen, kleiner

(https://www.vaeter-zeit.de,

01.07.2016).

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BLJA Mitteilungsblatt 2/16

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