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Gibt es also eine neue Generation von Vätern?

Einer, der sich als „neuer Vater“ bezeichnet und den beruflichen Druck in großem

Widerspruch zu seiner Elternrolle sieht, ist Marc Brost, Journalist bei der ZEIT. In

seinem Buch „Geht alles gar nicht“ schreibt Brost von der

Vereinbarkeitslüge

. Er plä-

diert dafür, ehrlich zu sein und einzusehen, dass eben nicht alles in einer Person zu-

sammengehe – liebevoller, umsorgender Vater, aufmerksamer, kommunikativer

Ehemann und flexibler, leistungsstarker Arbeitnehmer (Brost & Wefing, 2005).

Die Konsequenz, die heute (vor allem von hochgebildeten Frauen) stillschweigend

gezogen wird, ist, sich gegen Kinder zu entscheiden. Bereits mit 35 Jahren nimmt der

Kinderwunsch rapide ab. Einer der Hauptgründe dafür: keine Zeit (BMFSFJ, 2006).

Damit Menschen sich aber weiterhin dafür entscheiden, eine Familie zu gründen,

empfiehlt Brost, die Wahrheit auszusprechen: „

Es gibt keinen Ausweg aus diesem

Dilemma

. Wer es versucht mit Kindern, Ehe und Beruf, lässt sich auf ein Abenteuer

ein. Ein Abenteuer, das Schmerzen und Zweifel und Grenzerfahrungen bringt. Viele

scheitern daran. Aber es könnte schon eine Hilfe sein, das einmal auszusprechen,

statt immer weiter die Vereinbarkeitslüge zu verbreiten. Denn auch die produziert

wieder nur: Stress“ (Brost et al, 2015).

Der Münchner Rainer Stadler, ebenfalls Journalist, geht in seinem Buch „Vater Mut-

ter Staat“ (2014) sogar noch einen Schritt weiter. Seiner Ansicht nach

torpedieren

Wirtschaft und Politik die Familie

nicht nur oder setzen sie „nur“ unter Druck, sie

zerstören

sie sogar. „Es zeigt sich die Kurzsichtigkeit unseres Wirtschaftssystems,

das vor allem die Produktion belohnt und nicht die Reproduktion – obwohl die Wirt-

schaft wie die gesamte Gesellschaft existenziell darauf angewiesen sind, dass genü-

gend Nachwuchs geboren wird, der das System am Laufen hält.“

Das Phänomen der Helikoptereltern, vom medial sehr präsenten Josef Kraus (2013)

vielfach beklagt, ist da nur eine Randerscheinung. Wer so viel aufs Spiel setzt und

sein Leben so radikal verändert wie Eltern heutzutage, um Kinder zu bekommen,

„wolle seine Kleinen zu einem Gesamtkunstwerk formen, …, damit sie sich im globa-

len Haifischbecken durchsetzen können“. Viele Kinder dürften sich heute nicht mehr

von ihren Eltern abnabeln, um sich selbst zu verwirklichen. Stattdessen, so Kraus,

würde ihnen „

wegen der Fixierung auf die Zukunft die Kindheit gestohlen.

Auch der renommierte Kinderarzt und Forscher, Dr. Herbert Renz-Polster (2016), be-

schreibt diesen Prozess der Veränderung: „Insbesondere die Frühpädagogik hat in

den letzten 25 Jahren einen Paradigmenwandel vollzogen. Der Fokus von Erziehung

und Bildung ist immer weiter auf die Förderung kognitiver Kompetenzen gerückt, die

sich die Kinder zudem möglichst früh aneignen sollen“.

Dieser Plan gehe jedoch

nicht auf

, so der Wissenschaftler. Die kindliche Entwicklung könne sich nur nach dem

Prinzip der Selbstwirksamkeit vollziehen. Diese Gestaltungslust werde aber nur unter

bestimmten Bedingungen aktiviert: nur ein emotional sicher gebundenes Kind

„wechselt in den Entdeckermodus.“

Und: „

Gestresste Kinder lernen nicht

“ (ebd.).

Inwieweit betrifft dieses Thema nun also auch die Jugendhilfe? Was kann, speziell

auch in der Familienbildung, getan werden, um diesen Familien Unterstützung zu

geben?

Die üblichen Fragen, um die es in einer solchen Beratung gehen sollte, wären:

– Gibt es andere Gestaltungsmöglichkeiten bezüglich der Arbeitszeit (Home-Office,

veränderte Stundenzahl etc.)?

– Kann die aktuelle Kinderbetreuungssituation verbessert werden?

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BLJA Mitteilungsblatt 2/16