Mitwirkung des Jugendamts in Verfahren vor den Familiengerichten

Die Mitwirkung des Jugendamts im gerichtlichen Verfahren ist den „Anderen Aufgaben der Jugendhilfe“ zuzuordnen. Nach § 3 Abs. 3 SGB VIII obliegt die Mitwirkung grund­sätzlich der öffentlichen Jugendhilfe, also dem Jugendamt. Diese Aufgabe kann an anerkannte Träger der freien Jugendhilfe übertragen werden. Die Letztverantwortung verbleibt aber beim Jugendamt (§ 76 SGB VIII).
 


Das Jugendamt unterstützt nach § 50 Abs. 1 Satz 1 SGB VIII das Familiengericht bei allen Maßnahmen, die die Sorge für die Person von Kindern und Jugendlichen be­tref­fen. Zudem hat das Jugendamt nach § 50 Abs. 1 Satz 2 SGB VIII in Verfahren mit­zu­wir­ken, die Familiensachen betreffen.

In der Literatur wird die Bedeutung der Begriffe „unterstützen“ und „mit­wir­ken“ kon­tro­vers diskutiert. Ein Unterschied ist auf jeden Fall im Verpflichtungsgrad der Be­grif­fe zu sehen. In Fällen des § 111 FamFG muss das Jugendamt angehört werden und mit­wir­ken, da ansonsten ein Verfahrensfehler vorliegt.

Eine Unterstützungspflicht besteht in den übrigen Fällen nur, wenn das Gericht das Jugendamt im Rahmen seiner Amtsermittlung (§ 26 FamFG vgl. auch §§ 137, 177, 206 FaFG) anhören will. Die Unterstützung der Familie reicht im Kontext der Lei­stun­gen nach §§ 16 ff. bzw. 27 ff. SGB VIII über die Mitwirkung im gerichtlichen Ver­fah­ren hinaus.

Der Blick des Jugendamts richtet sich bei der Mitwirkung vor allem auf den Hilfe- und Entwicklungsprozess während und nach dem gerichtlichen Verfahren. Das Jugendamt hat die Aufgabe, das Gericht über angebotene bzw. erbrachte Leistungen zu unter­richten, erzieherische und soziale Gesichtspunkte zur Entwicklung des Kindes bzw. Jugendlichen einzubringen und auf weitere Hilfemöglichkeiten hinzuweisen. Da­bei nimmt das Jugendamt bei der Mitwirkung nicht eine „Hilfsfunktion“ etwa als Informant für das Gericht ein, sondern handelt als Fachbehörde nach eigenem ge­setz­lichen Auftrag.

Die Frage, ob das Jugendamt dem Familiengericht im Rahmen der Mitwirkung einen Entscheidungsvorschlag unterbreiten soll, wird immer noch umstritten diskutiert. Durch die Mitwirkung des Jugendamts wird das Gericht nicht von seiner Ermittlungs- und Entscheidungsverantwortung befreit. Die Mitwirkung dient vielmehr dazu, das Gericht bei seiner Entscheidungsfindung zu unterstützen und die Berücksichtigung von Kindeswohlaspekten bei der Entscheidung zu gewährleisten. Zu diesem Zweck hat das Jugendamt seine Sachkunde als Fachbehörde in das Verfahren mit einzubringen.

Insbesondere wirkt das Jugendamt mit, die Konflikt vermeidenden und lösenden Elemente in familiengerichtlichen Verfahren zu stärken (vgl. § 156 FamFG). Siehe auch Fachliche Empfehlungen zu Trennung und Scheidung (in Arbeit).

Bei der Mitwirkung in Fragen der Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Ehesachen und bei Entscheidungen über die elterliche Verantwortung (insbeson­de­re Sorgerechts- und Umgangs-regelungen), die in anderen europäischen Länder getroffen worden sind, ist auf die Brüssel IIa-Verordnung hinzuweisen (vgl. Art.1, 39, 41 und 42 der Verordnung).

Die Mitwirkung in Verfahren vor den Familiengerichten ist generell abzugrenzen von der Beratung zu Partnerschaft, Trennung und Scheidung.

Aufgaben des Landesjugendamts

Das Landesjugendamt ist mit der Erarbeitung von fachlichen Empfehlungen befasst, es berät und unterstützt die Jugendämter durch Fachberatungen, Fortbildungen und praktische Arbeitshilfen.